Das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt, der Moskauer Patriarch Kyrill I., spielte dabei auch auf die aktuelle Krise in Belarus an, wie Kathpress am Mittwoch berichtete. Er hoffe, dass Metropolit Wenjamin in dieser „auch für Belarus schwierigen Zeit“ mit Weisheit und geistlicher Stärke das Volk Gottes führen werde.
Alle Arten von Spaltungen, „die für das spirituelle und nationale Leben schädlich sind“, sollten vermieden werden, sagte Kyrill laut Pro-Oriente-Informationsdienst bei dem Gottesdienst am Sonntag. In der weißrussischen Gesellschaft sollten „Frieden und Gerechtigkeit triumphieren“.
Bewusste Entscheidung für Wenjamin Tupjeko
Kyrill I. bezeichnete die Einigkeit des Heiligen Synods bei der Wahl von Metropolit Wenjamin als „Zeichen des großen Vertrauens“. Das Leitungsgremium der russisch-orthodoxen Kirche hatte den 51-jährigen Wenjamin am 25. August zum Exarchen von Belarus und Metropoliten von Minsk gewählt. Zuvor hatte der von Patriarch Kyrill geleitete Synod das Rücktrittsgesuch des bisherigen Exarchen Pawel (Ponomarjow) angenommen.
Warum die Wahl auf Wenjamin gefallen war, erläuterte Kyrill laut Kommunique des Pressedienstes des Moskauer Patriarchats im Anschluss an die Feier zur Metropoliten-Erhebung bei einer Versammlung mit allen weißrussischen orthodoxen Bischöfen, so:
„Wenn jemand zum Bischof – und damit zum Vater seines Kirchenvolks – ernannt wird, verschwinden alle nationalen Unterschiede. Heute spielt aber der nationale Faktor in Belarus eine immer wichtigere Rolle. Daher haben wir beschlossen, dass die weißrussische Kirche von jemandem geleitet werden soll, der in Belarus geboren wurde, der die weißrussische Sprache spricht und im weißrussischen Milieu aufgewachsen ist.“
Um Einigkeit der Kirchen bemüht
Jetzt müssten auch jene, die in der russisch-orthodoxen Kirche etwas für Belarus, die weißrussische Kultur und das weißrussische Leben „Fremdes“ sehen, erkennen, dass der Primas der weißrussischen Kirche, der Exarch, aus dem weißrussischen Volk kommt.
Der Moskauer Patriarch stellte in seiner Ansprache auch Vergleiche zur Lage in der Ukraine an. Ebendort sei Religion zu einem Faktor der Spaltung, nicht der Einigkeit geworden. Die tiefste Spaltung im Leib des ukrainischen Volkes sei die kirchliche Spaltung, stellte Kyrill I. fest. Es sei sehr wichtig, dass in Belarus nicht Ähnliches passiere. Zweifellos gebe es in Belarus aber nicht jene gefährlichen Prozesse, „die in der Ukraine zu einer schrecklichen Spaltung geführt haben“, betonte der Moskauer Patriarch.