„Fratelli Tutti“

Großimam lobt neue Papst-Enzyklika

Mit „Fratelli tutti“ gebe Papst Franziskus der Menschheit ihr Gewissen zurück. Mit diesen Worten hat der sunnitische Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität nach Angaben des Portals Vatican News am Montag die neue Sozialenzyklika von Franziskus gewürdigt.

In einem Tweet erinnerte Ahmad Al-Tayyeb an das vatikanisch-muslimische Dialogpapier von Abu Dhabi, das der Papst und er selbst im Februar 2019 unterzeichnet hatten. Darin verpflichten sich die Religionsvertreter zum gemeinsamen Einsatz für Dialog, Frieden, Solidarität mit den Schwächsten sowie die Bewahrung der Schöpfung.

Der Papst hatte sich für seine Enzyklika „Fratelli tutti“ von dieser gemeinsamen Erklärung inspirieren lassen, er nennt Al-Tayyeb in seinem Lehrschreiben mehrfach.

Der Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmad Al-Tayyeb mit Papst Franziskus im Novemebr 2019. Der Imam überreicht dem Papst ein Geschenk
Reuters/ Alberto Pizzoli
Großimam Ahmed Al-Tayyeb und Papst Franziskus bei einer Privataudienz im November 2019

„Menschliche Brüderlichkeit“

„Die Botschaft meines Bruders Papst Franziskus ‚Fratelli tutti‘ ist eine Erweiterung des Dokuments über die menschliche Brüderlichkeit“, schrieb der Großimam unter Verweis auf das Abu-Dhabi-Dokument nach der Veröffentlichung der Enzyklika. „Sie offenbart eine globale Realität, deren Positionen und Entscheidungen instabil sind. Es sind die verletzlichen und an den Rand gedrängten Menschen, die den Preis dafür zahlen.“

Papst Franziskus wende sich mit seinem Schreiben über Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft ausdrücklich an alle „Menschen guten Willen und lebendigen Gewissens“, so Al-Tayyeb. Er gebe der Menschheit damit ihr Gewissen zurück.

Islam-Gelehrter: „Teile jedes Wort“

An der offiziellen Präsentation der Enzyklika am Sonntag im Vatikan hatte auch der Generalsekretär des Hohen Komitees für die menschliche Geschwisterlichkeit teilgenommen, das mit der Umsetzung des Dialog-Papiers von Abu Dhabi befasst ist. Es handelt sich um den Richter Mohamed Mahmoud Abdel Salam. Der Scharia-Gelehrte erklärte sich laut Vatican News als „voll und ganz einverstanden mit dem Papst. Ich teile jedes Wort, das er in der Enzyklika zum Thema Geschwisterlichkeit schreibt.“

„Franziskus selbst nennt Nichtkatholiken wie den US-Bürgerrechtler Martin Luther King, den südafrikanischen Anglikaner Desmond Tutu und den Hindu Mahatma Gandhi als Inspirationsquellen. Allein das dürfte ultrakonservativen Katholiken reichen, um den Papst abermals der Häresie zu bezichtigen. Dabei ist das, was er sagt, größtenteils nicht neu und steht in der Tradition seiner Vorgänger“, schrieb Kathpress-Korrespondent Burkhard Jürgens am Montag.