Pflegereform

Diakonie stellt neues Pflege-Konzept vor

In die Diskussion um die langfristige Neuausrichtung des Pflegewesens in Österreich hat die evangelische Diakonie ein neues Dienstleistungs- und Finanzierungskonzept eingebracht. Pflege soll demnach individuell auf die Bedürfnisse zugeschnitten werden.

Die Autonomie der Pflegebedürftigen könne damit erhöht und die zu erwartende Steigerung der Kosten abgeflacht werden, erklärte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser in einer Aussendung vom Montag. Anlass dazu war die am Dienstag stattfindende Fachtagung der Task Force Pflege, zu der das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit und Pflege einlädt.

Bei dem als „Seniorenarbeit innovativ gestalten“ (SING) bezeichneten Diakonie-Konzept sollen Menschen mit Pflegebedarf das Angebot bestimmen. Menschen können dabei einen Teil ihres Pflegegeldes in einen sachleistungsbezogenen „Autonomiebeitrag“ umwandeln und damit Dienstleistungen beziehen, die ihnen weiterhin das Leben zuhause ermöglichen.

Dienstleistungen „bedürfnisgerecht, schnell und innovativ“

Der andere Teil des Pflegegeldes bleibt zur persönlichen Verfügung. Weiters überlegen sogenannte „Pflegelotsen“ mit den Betroffenen, wie diese leben wollen, welche Unterstützung sie dafür brauchen und welche Dienstleistungen es gibt. Diese Lotsen würden auch den Bedarf ihrer Klienten an Sozialorganisationen weiterleiten, die gefordert sind, passende Angebote zu entwickeln und bereitzustellen.

Wurden bisher zentral normierte Pflegeangebote Jahre im Voraus geplant, könnten soziale Dienstleistungen auf die von der Diakonie vorgeschlagene Weise „bedürfnisgerecht, schnell und innovativ“ entwickelt werden, und zwar „eng vernetzt mit Angehörigen und freiwilligen Engagierten“, erklärte Diakoniewerks-Vorständin Daniela Palk, die auch Co-Autorin des Konzepts ist. Für die Betroffenen würde dabei auch die Wahlfreiheit erhöht. Die Politik möge beschließen, das Modell in einer Region als Pilotprojekt zu starten und wissenschaftlich zu begleiten, so Palks Wunsch.

24.000 zusätzliche Fachkräfte nötig

Damit die von der Regierung versprochene Pflegereform diesen Namen auch verdiene, sei statt dem bloßen Schließen einiger Lücken im Pflegesystem vielmehr dessen „grundlegender Umbau“ nötig, betonte die Diakonie. Bereits bis 2030 werde aufgrund des demografischen Wandels die Zahl der Ein-Personen-Haushalte von Menschen über 65 Jahren laut der Hilfsorganisation um 39 Prozent steigen, wobei 24.000 zusätzliche Fachkräfte gebraucht würden.

Derzeit entspreche das Angebot an mobiler Pflege oft nicht den Bedürfnissen der Betroffenen, wodurch diese oft viel zu früh und gegen ihren Willen in ein Pflegeheim übersiedelten – was auch volkswirtschaftlich gesehen die teuerste Form sei. „Das künftige Pflegesystem muss den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden und dabei auch wirtschaftlich sein“, so Diakonie-Direktorin Moser.