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Papst für Schutz gleichgeschlechtlicher Paare

Papst Franziskus hat sich für eingetragene, zivile Partnerschaften für homosexuelle Paare ausgesprochen. Das geht aus einem am Mittwoch in Rom vorgestellten Dokumentarfilm über Franziskus hervor.

In einer Szene sagt der Papst: „Homosexuelle haben das Recht, in einer Familie zu leben.“ Sie seien Kinder Gottes. „Was wir benötigen, ist ein Gesetz, das eine zivile Partnerschaft ermöglicht.“ Betroffene sollten rechtlich abgesichert sein. Dafür habe er sich auch eingesetzt.

Zu den bewegendsten Momenten des Films zählt ein Telefonat des Papstes mit einem schwulen Paar mit drei Kindern. Franziskus reagierte damit auf einen Brief, in dem die beiden Männer erzählten, sich verlegen zu fühlen, ihre Kinder in die Kirche zu begleiten. Der Papst rief das Paar auf, ungeachtet eventueller Vorurteile die Kinder in die Kirche zu bringen.

Papst Franziskus
APA/AFP/Vatican Media/Handout
Papst Franziskus macht mit seinen Aussagen über homosexuelle Paare Schlagzeilen

Während der Papst schon in früheren Aussagen eine Duldung eingetragener Partnerschaften für Homosexuelle signalisierte, spricht er sich dieses Mal ausdrücklich für eine solche rechtliche Form der Partnerschaft aus. Eine gleichgeschlechtliche Ehe hingegen lehnt er weiterhin ab.

„Wer bin ich, zu urteilen?“

Wenige Monaten nach Pontifikatsbeginn hatte sich Franziskus ganz konkret für mehr Respekt für Homosexuelle ausgesprochen, auch wenn er betonte, das sich die offizielle Haltung der Kirche nicht geändert habe. Er habe viele Briefe von Homosexuellen erhalten. Dies seien „soziale Wunden“, denn sie fühlten sich immer von der Kirche verurteilt. „Aber das will die Kirche nicht“, sagte der Papst damals.

Er bekräftige die Position der Kirche, dass homosexuelle Handlungen Sünde seien, sagte aber, dass das nicht für die homosexuelle Orientierung gelte. „Wenn ein Mensch homosexuell ist und Gott sucht und guten Willen hat, wer bin ich, dass ich darüber urteilen kann?“, fragte er.

Für Partnerschaft, gegen Ehe

Zuvor hatte er 2010 als Erzbischof von Buenos Aires anlässlich der Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in seinem Heimatland Argentinien von einem „Schachzug des Teufels“ gesprochen. Die zuvor dort geltende eingetragene Partnerschaft duldete er hingegen.

Die jüngsten Äußerungen des Papstes sind auf kein spezielles Land bezogen. Mit seinen Aussagen in dem Dokumentarfilm „Francesco“ des russischen Regisseurs Jewgeni Afinejewski kommentiert er den Bericht eines homosexuellen Mannes von seiner Partnerschaft und seinen drei Kindern. Diese hatten ihm zuvor über ihre Angst geschrieben, in ihrer Pfarrei in Rom nicht akzeptiert zu werden. Der Gesprächspartner, Andrea Rubera, ist Sprecher von „Cammini di speranza“, einer christlichen LGBT-Bewegung.

Gespräch über alte und neue Krisen

Mit seinen Aussagen bestätigt Franziskus eine Haltung, die von Theologen, aber auch Kardinälen und Bischöfen bereits früher geäußert wurde. Demnach brauchen homosexuelle Paare von Seiten des Staates Rechtssicherheit. Der Papst selbst machte aber schon früher zugleich deutlich, dass „es keine Verwechslung zwischen der von Gott gewollten Familie und irgendeiner anderen Art von Verbindung geben darf“. So erklärte er 2016: „Die Ehe zwischen Mann und Frau“ müsse von anderen Verbindungen unterschieden werden.

Der neue Dokumentarfilm über Franziskus wurde nach Angaben der Produktionsgesellschaft in den Sommermonaten fertiggestellt. Thematisch behandelt der knapp zweistündige Film Themen, die in den vergangenen Jahren und Monaten Schlagzeilen machten: Covid-Pandemie, Polizeigewalt, Rassismus, Migration, LGBTQ-Themen, Frauenemanzipation oder sexueller Missbrauch.