Nationalfeiertag

„Gebet für die Heimat“ im Stephansdom

Für einen positiv besetzen, offenen und in die Zukunft gerichteten Heimatbegriff hat sich der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz ausgesprochen. Bischof Schwarz rief in seiner Predigt u.a. auch zum Durchhalten und zu gesellschaftlicher Solidarität angesichts der Covid-Pandemie auf.

„Wenn wir hier in dieser Messe für Österreich beten, dann beten wir für unsere Heimat“, so Schwarz wörtlich in seiner Predigt bei der traditionellen „Österreich-Feier“ am Nationalfeiertag im Stephansdom, bei der jedes Jahr des Wiederaufbaus des Doms nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht wird.

Jedes Jahr wird die Feier dabei von einem anderen Bundesland bzw. Diözese getragen, heuer war dies Niederösterreich. So stand Bischof Schwarz dem Gottesdienst vor. Für die Politik nahm an erster Stelle Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner an den Feierlichkeiten teil.

Stephansdom
ORF/Martin Cargnelli

Auch dieses Jahr fand die traditionelle „Österreich-Feier“ am Nationalfeiertag im Stephansdom, bei der jedes Jahr des Wiederaufbaus des Doms nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht wird, statt

Das Passwort „Liebe“

Der Bischof verwies auf die jüngste Enzyklika „Fratelli Tutti“ von Papst Franziskus. Die globale Covid-Pandemie habe laut Papst für eine gewisse Zeit das Bewusstsein geweckt, eine weltweite Gemeinschaft in einem Boot zu sein. „Gott gebe es, dass es am Ende nicht mehr ‚die Anderen‘, sondern nur ein ‚Wir‘ gibt“, zitierte Schwarz den Papst.

Für dieses „Wir“ brauche es das Passwort „Liebe“, so der Bischof in seiner Predigt. Das „L“ stehe für einen langen Atem, das „I“ für Ideen bzw. kreative Wege, das „E“ für Ehrfurcht und Respekt, das „B“ für Barrieren abbauen und Brücken bauen und schließlich das „E“ für die „Einsicht, dass wir von der Nachsicht des anderen leben“. Schwarz: „Wir haben durch Liebe zueinander eine Kraft für neue Formen des Miteinander und bringen in die Heimat Beziehungsqualitäten ein, die lebensrelevant sind.“

Definition des „Heimatbegriffes“

„Heimat“ sei weit mehr als nur ein geografischer Begriff, er habe vielmehr eine Dimension, die den gesamten Menschen betrifft, so Schwarz weiter. „Heimat“ sei dort, wo die Spuren der Geschichte in ihrer ganzen Vielfalt bewahrt würden und als kollektives Gedächtnis das Lebensgefühl nachfolgender Generationen bergen und prägen.

„Heimat“ sei aber zugleich kein einengender oder ausgrenzender Begriff, über den hinaus es nichts mehr gibt oder geben darf, betonte der Bischof. Und: „Heimat“ sei nicht nur ein Vertrauen gebendes Lebensfundament, sondern auch Ermutigung und innere Bewegung, ausgetretene Pfade zu verlassen, sich aufzumachen und neue Spuren zu ziehen in die noch ungewisse bzw. fremde Zukunft.

Traditionelle Feier am Nationalfeiertag

Bereits seit mehreren Jahren wird der österreichische Nationalfeiertag kirchlich durch eine Marienfeier im Wiener Stephansdom (ebenso wie in der Mariazeller Basilika) begangen. Die Feier fand heuer unter besonderen Covid-Sicherheitsmaßnahmen statt und begann traditionell mit Bläsermusik und der gesungenen Mariazeller Litanei.

Danach führte eine Lichterprozession durch den Dom zum Hauptaltar. Die Gottesmutter Maria wird dabei immer als „Schutzfrau Österreich“ angerufen in einem Lied, das der Franziskanerpater Petrus Pavlicek (1902-1982) nach dem Erreichen des Staatsvertrages und dem Abzug der militärischen Besatzer 1955 getextet hatte.

Den Schlusspunkt der Messe im Stephansdom bildeten auch heuer wieder traditionell die Bundeshymne sowie das Läuten der Pummerin.