Kriegsverbrechen

Bericht: Massaker an Flüchtlingen vor Kirche in Äthiopien

Laut einem Bericht des unabhängigen Portals „The Asian Herald“ sollen 750 Menschen, die in der Mariam-Zion-Kirche in Aksum, einem wichtigen orthodoxen Heiligtum in Äthiopien, Zuflucht genommen haben, dort am 15. Dezember von Soldaten der Bundestruppen und Amhara-Milizen ins Freie getrieben und erschossen worden sein.

Bisher gibt es keine offizielle Bestätigung für das berichtete Ereignis; in der Tigray-Region sind keine unabhängigen Journalistinnen und Journalisten zugelassen, wie die römisch-katholische Nachrichtenagentur Kathpress am Mittwoch berichtete. Der in Menschenrechtsfragen engagierte Lord David Alton machte die Schilderungen am Montag zum Thema einer parlamentarischen Anfrage an die britische Regierung hinsichtlich einer Einschätzung und berichtete darüber auf seiner Homepage.

Den Angaben zufolge hätten äthiopische Truppen die Kirche angegriffen, da man sie für ein Versteck der tigrayanischen Truppen hielt. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich laut den Quellen an die 1.000 Flüchtlinge in dem Gotteshaus aus dem 4. Jahrhundert befunden, deren Kapelle laut äthiopischer Tradition Aufbewahrungsort der biblischen Bundeslade mit den Zehn Geboten ist.

Berichte von Überlebenden

Die Menschen seien von den Soldaten aufgefordert worden, herauszukommen und sich in einer Reihe aufzustellen, worauf man das Feuer auf sie eröffnet habe. Nachrichten über das Massaker seien unterbunden worden, doch hätten Überlebende zu Fuß die rund 200 Kilometer entfernten Regionalhauptstadt Mekelle erreicht und von ihren Erlebnissen berichtet, hieß es.

Der Krieg im Tigray hat neben einer großen Anzahl von Toten auch die Vertreibung von mindestens 950.000 Binnenflüchtlingen verursacht. Weitere 60.000 Äthiopierinnen und Äthiopier sind in den benachbarten Sudan geflohen. Satellitenbilder deuteten zuletzt auf Angriffe und große Feuer in den Flüchtlingslagern.

Erzbischof: Regierung muss „Recht auf Leben“ achten

Auf die entsetzliche Situation der Flüchtlinge war der äthiopisch-katholische Erzbischof von Addis Abeba, Kardinal Berhaneyesus Demerew Souraphiel, in seiner Botschaft zum in Äthiopien am 6./7. Jänner gefeierten Weihnachtsfest eingegangen, wie der Pro Oriente-Informationsdienst berichtet.

Die Regierung müsse „das Recht der Menschen auf Leben, die Achtung der Verfassung und die Gewährleistung des Friedens“ garantieren, forderte er.