Darmanin sprach demnach von einem „sehr bedeutenden Schritt nach vorn“. Zugleich begrüßte er das darin verankerte Engagement gegen den „politischen Islam“. Staatspräsident Emmanuel Macron hatte eine solche Charta Mitte November im Zuge seiner Offensive gegen „Separatismus“ und radikalen Islam von den Führern des Islamrates gefordert.
Der Druck auf die Muslime-Vertreter hatte nach der Hinrichtung des Lehrers Samuel Paty in einem Pariser Vorort Mitte Oktober sowie den Angriff in der Basilika von Nizza zwei Wochen später zugenommen.
Ernste Krise bei Muslimen
Macrons Initiative führte zu einer ernsten Krise in der offiziellen Vertretung der Muslime. Ende Dezember schied der Rektor der großen Pariser Moschee, Chems-Eddine Hafiz, Rektor der großen Pariser Moschee, aus den Diskussionen über die Charta aus und verwies auf einen Einfluss einer „islamistischen Komponente“ innerhalb des Rates.
Laut einer Mitteilung des Rates vom Samstag bekräftigt der Textentwurf die „Vereinbarkeit des muslimischen Glaubens mit den Prinzipien der Republik“. Zudem enthalte er eine Absage von „Instrumentalisierungen des Islam für politische Zwecke“ und der „Einmischung von Staaten in die Ausübung des muslimischen Kultes in Frankreich“. Versichert werde auch der Grundsatz der Gleichstellung von Männern und Frauen.
Umstrukturierung gefordert
Der Text muss nun laut Bericht von allen Mitgliedsverbänden des CFCM verabschiedet werden, bevor er an Präsident Macron geschickt wird. Frankreichs Exekutive forciert eine Umstrukturierung des Islam im Land und wünscht die Bildung eines Nationalrates der Imame (CNI).
Mit wohl fünf bis sechs Millionen Mitgliedern bilden Muslime und Musliminnen unter den 67 Millionen Bürgerinnen und Bürgern Frankreichs die zweitgrößte Religionsgemeinschaft nach dem Christentum. Vertreten werden die französischen Muslime unter anderem durch den 2003 gegründeten Dachverband CFCM. Er wirkt etwa beim Moscheebau mit und ist zuständig für die Einsetzung der Muftis von Paris und Marseille.