Geflüchtete

Steirische Kirchen appellieren an Kanzler Kurz

Am Montag hat sich das „Ökumenische Forum christlicher Kirchen in der Steiermark“ in einem Offenen Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz gewandt, um die „schon mehrstimmig laut gewordene Bitte um Barmherzigkeit in der Flüchtlingsfrage" zu unterstützen“.

Die Kirchen in Österreich lassen nicht locker in ihrem Bemühen, angesichts der katastrophalen Lage in griechischen Flüchtlingslagern von der Regierungsspitze eine Kursänderung der rigiden Asylpolitik zu erwirken.

„Wir bitten Sie um das entscheidende ‚Ja‘, damit die vielen Menschen und Institutionen, die bereitstehen, um Hilfe leisten zu können, tätig werden dürfen“, heißt es in dem Kathpress vorliegenden Schreiben. Zahlreiche Einrichtungen haben bereits ihre Unterstützung angeboten.

Bisher keine Antwort auf Appelle

Seit Wochen gibt es ähnliche Appelle verschiedener kirchlicher Persönlichkeiten und Organisationen: Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, sein Vorgänger Kardinal Christoph Schönborn und weitere Diözesanbischöfe – darunter der selbst zu einem Lokalaugenschein nach Lesbos gereiste Innsbrucker Bischof Hermann Glettler – baten rund um Weihnachten um Barmherzigkeit, ebenso die Ordensgemeinschaften, die Caritas oder bereits vor mehr als einem Monat die Katholische Aktion Österreich (KAÖ).

Blick ins Flüchtlingslager Kara Tepe auf Lesbos
APA/AFP/Anthi Pazianou

Deren Appell an Kanzler Kurz und Innenminister Karl Nehammer zu „Menschlichkeit für Flüchtlinge“ blieb bis dato unbeantwortet, wie KAÖ-Generalsekretär Josef Pumberger am Montag gegenüber Kathpress mitteilte.

„Zeichen setzen“

Die im Ökumenischen Form vertretenen christlichen Kirchen in der Steiermark seien sich „völlig einig, dass wir gegenüber den Menschen, die ein Desaster überlebt haben (Moria) und jetzt das nächste Desaster erleiden müssen (Kara Tepe), dringenden Handlungsbedarf haben“, heißt es in dem jüngsten Brief zur Causa. Dies gelte nicht nur vor Ort – wie von der Regierung mehrfach betont -, sondern auch in Österreich, angesichts der vorhandenen Ressourcen im Land.

„Wohl wissend und auch mit bedenkend, dass es rund um den Globus noch viele und immer zu viele Krisenherde und Flüchtlingsdramen gibt, steht es uns mehr als gut an, in diesem Drama am Rande unseres gemeinsamen Europa ein Zeichen zu setzen“, heißt es in dem Schreiben an den Bundeskanzler.

In steirischen Kirchen ist Platz

Die steirischen Kirchen versichern ihre Bereitschaft, Menschen aus dem Lager Kara Tepe auf Lesbos aufzunehmen, „es ist alles vorbereitet“. Der vom Grazer Stadtpfarrpropst und Vorsitzenden des Ökumenischen Forums unterzeichnete Brief zieht auch Parallelen zur gegenwärtige Pandemie.

„So wie Sie und die Regierung immer wieder und beständig für einen gemeinsamen Schulterschluss in der Corona-Krise gebeten und geworben haben, den wir als Kirchen und Religionsgemeinschaften mitgetragen und mit viel Kreativität umgesetzt haben, so bitten wir jetzt um einen Schulterschluss mit uns in dieser Frage der Mitmenschlichkeit, der Nächstenliebe und der Barmherzigkeit.“

Fünf Familien nach Weiz

Zur möglichen Flüchtlingsaufnahme betonte Leibnitz gegenüber Kurz: „Wir werden das organisieren und schaffen, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Aber geben Sie uns die Gelegenheit dazu.“

Bereits am Wochenende hatte es aus der Steiermark ein konkretes Angebot in dieser Causa gegeben: Die kirchlich mitgegründete „Solidarregion Weiz“ will fünf Familien mit gültigem Asylstatus aus Lesbos im Bezirk Weiz aufnehmen.