Pionierin

Erste Papst-Webmasterin will Patron für Internet

Die vatikanische Internetpionierin und US-Ordensschwester Judith Zoebelein plädiert für einen offiziellen Schutzpatron des Internets. „Ich halte das für eine gute Idee, und es gibt ja auch einige gute Vorschläge“, sagte sie in einem aktuellen Interview dem Portal Katholisch.de.

Die Ordensschwester war Mitte der 1990er Jahre die erste Webmasterin des Papstes. Zu Weihnachten 1995 startete der Vatikan unter Papst Johannes Paul II. (1978-2005) seine Internetpräsenz. Schwester Zoebelein war für die Entwicklung und den Betrieb der Website des Vatikans zuständig – zusammen mit wenigen Mitarbeitern, dafür aber drei Erzengeln: Der Rechner „Raphael“ war für die Inhalte zuständig, die Firewall hieß „Michael“, und der Server für die E-Mails „Gabriel“.

Zoebelein: „Wir waren zu zweit: Ein Techniker, der mit der Firma gearbeitet hat, die für unsere Server zuständig war, und ich. Ich war quasi die Direktorin unseres kleinen Büros, ich habe mich um die Kommunikation gekümmert, um die Inhalte und ums Design.“ Von ihr stammt auch der Pergament-Hintergrund der Vatikan-Website, den es noch immer gibt.

15-jähriger Seliggesprochener als Schutzpatron

Als Schutzpatron für das Internet schlug die Ordensfrau, der man den Spitznamen „Sister Web“ verlieh, Carlo Acutis (1991-2006) vor. Der italienische Jugendliche, der im vergangenen Jahr in Assisi selig gesprochen wurde, sei „am geeignetsten, denn er steht als Person auch für das Wirken im Internet“.

Außerdem sei er mit 15 Jahren sehr jung gewesen, als er starb, und habe auch ein Verständnis für eine Spiritualität der Technik gehabt. Vorschläge wie Klara von Assisi (1193-1253) oder der Gründer der paulinischen Gemeinschaften, Giacomo Alberione (1884-1971), seien jedoch auch denkbar.

Die vatikanische Webmasterin und Ordensschwester Judith Zoebelein („Sister Web“) und Papst Johannes Paul II., 23. November 2001
APA/AFP/Arturo Mari/Vatican Pool
Die vatikanische Webmasterin und Ordensschwester Judith Zoebelein („Sister Web“) und Papst Johannes Paul II., 23. November 2001

In ihrer Zeit im Vatikan habe sie auch informell über Isidor von Sevilla gesprochen, der immer wieder als Patron des Internets vorgeschlagen wird. „Meines Wissens hat das nie jemand offiziell verfolgt. Damals war das Internet ja auch noch für viele, insbesondere für Priester, etwas ganz Neues“, erinnerte sie sich.

Hühnersuppenrezepte für den Papst

Im Interview berichtet die Ordensfrau auch über erste Internet-Erfahrungen im Vatikan nach dem Start der Website, als am Tag zuvor bekannt wurde, dass der Papst sich eine Grippe eingefangen hatte: „Und kaum waren wir online, gingen Tausende E-Mails ein, mit denen Leute dem Papst ihr Hühnersuppenrezept und andere Tipps und Hausmittelchen schickten, damit er wieder gesund werde. Das fand ich sehr berührend.“

Technik ist für die Franziskanerin ein Teil des göttlichen Plans: „Auch Technik ist Teil der Schöpfung. Viele Leute denken, dass Technik überhaupt nichts mit Spiritualität zu tun hätte. Aber ich sehe die Hand Gottes auch da am Werk: Durch uns Menschen hat Gott auch die Technik geschaffen, und so können wir ihn auch dort finden.“

Anfangs alle E-Mails ausgedruckt

In der Anfangszeit des Vatikan-Auftritts im Internet habe der damalige vatikanische Kardinalstaatssekretär alle E-Mails ausdrucken und dem Papst vorlegen wollen, erzählte die Ordensfrau, doch das sei sehr bald wieder eingestellt worden.

Ausgedruckt habe man dann aber noch besondere Gebetsanliegen, die zum Teil in eine Kniebank in der Papst-Kapelle gelegt wurden, die in der Mitte eine Aussparung dafür hatte: „Besondere Gebetsanliegen wurden dort hineingelegt, und der Papst betete darüber. Ich weiß nicht, wie genau die Anliegen ausgewählt wurden, aber ich weiß, dass einige unserer E-Mails ihren Weg in die Kniebank des Papstes gefunden haben.“