Nildelta

„Jesus-Weg“ in Ägypten soll Tourismus beleben

In Samannud im östlichen Nil-Delta ist eine Gedenkstätte für die legendäre erste Station der Heiligen Familie auf ihrer Flucht nach Ägypten, von der das Matthäus-Evangelium berichtet, eröffnet worden.

Das berichtet der Ökumene-Fachdienst der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Den auf drei Jahre geschätzten Aufenthalt von Maria und Josef mit dem kleinen Jesus in Ägypten haben schon früh apokryphe Berichte mit Wundertaten ausgeschmückt, die dann bis in den Koran gelangten.

Im Mittelalter begannen dann die koptischen Christen verschiedene mutmaßliche Stationen der Heiligen Familie als Wallfahrtsorte in Anspruch zu nehmen: 31 in Kirchen verwandelte Wohnhäuser, acht Grotten, 18 Quellen oder Brunnen sowie 13 Bäume, in deren Schatten das Jesuskind geruht haben soll.

Eigens adaptierte Kirche

Einer dieser Gedenkorte ist bis heute Samannud an einem östlichen Nilarm, das antike Sebennytos. Dort sollen Jesus und seine Eltern bei ihrem Eintreffen in Ägypten Rast gehalten und Maria das erste Brot gebacken haben. Daran wird jedes koptische Kirchenjahr am 1. Juni (24. Baschan) erinnert. Diesmal mit einer eigens dafür adaptierten Kirche, die schon jetzt geweiht wurde.

Gemälde von Albrecht Dürer (1471–1528): Die sieben Schmerzen Mariä, Mitteltafel: Die Flucht nach Ägypten
Public Domain/Wikipedia
Gemälde von Albrecht Dürer (1471–1528): Die sieben Schmerzen Mariä, Mitteltafel: Die Flucht nach Ägypten

Pilgerweg geriet in Vergessenheit

Im Rahmen eines Projekts „Jesus und seine Familie“ sollen weiter alle Erinnerungsstätten ausgebaut und durch einen Pilgerweg verbunden werden. Einen solchen hatte es bereits im 13./15. Jahrhundert gegeben. Er war besonders bei abendländischen Wallfahrern beliebt, die ihrem Besuch des Heiligen Landes und des Sinai häufig Ägypten anschlossen. Der Dichter und Minnesänger Oswald von Wolkenstein (1376-1445) berichtet davon. Später geriet der Pilgerweg in Vergessenheit, doch blieben die einzelnen Erinnerungsstätten erhalten.

Mehrere Versuche, den „Jesus-Weg“ neu zu beleben, scheiterten in der Vergangenheit. So blieb ein „Heilige-Familie-Marsch“ von 1981 eine Eintagsfliege. Der neue, jetzt in Samannud eröffnete „Jesus-Weg“ steht im Zeichen einer Neubelebung des Tourismus am Nil.

Das ägyptische Fremdenverkehrsministerium hat zu den Installationen in Samannud (Kirchenrenovierung, Pilgerhospiz, Marien-Museum und Wegweiser zu der Gedenkstätte) 7,5 Millionen ägyptische Pfund (rund 400.000 Euro) beigesteuert.