„Es gibt keine zwei Päpste. Papst ist nur einer.“ Das hat Benedikt XVI. genau acht Jahre nach Ende seines Pontifikats in einem Gespräch mit der Zeitung „Corriere della Sera“ (Montag-Ausgabe) erneut bekräftigt und darin auch seinen Rücktritt am 28. Februar 2013 verteidigt. „Es war eine schwierige Entscheidung. Aber ich habe sie nach bestem Wissen und Gewissen getroffen und denke, ich habe das Richtige gemacht“, so der frühere Papst.
Benedikt XVI. sprach von „Verschwörungstheorien“, die nach seinem Rücktritt entstanden: „Manche sagten, es sei wegen des Vatileaks-Skandals“, andere „wegen eines Komplotts der Schwulenlobby“, wiederum andere vermuteten als Grund den Fall des traditionalistischen Lefebvre-Bischofs Richard Williamson.
„Mein Gewissen ist rein“
Diese Leute, so Benedikt weiter, „wollen nicht an eine bewusst getroffene Entscheidung glauben. Aber mein Gewissen ist rein.“ Sein Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, hatte bereits am Sonntagabend im Sender TGcom24 betont, Benedikt XVI. sei nach wie vor von der Richtigkeit seines Rücktritts vor acht Jahren überzeugt.
Irakreise von Franziskus „sehr wichtig“
Mit Bezug auf den bevorstehenden Besuch von Papst Franziskus im Irak äußerte sich dessen Vorgänger besorgt. Dies sei „eine sehr wichtige Reise“, so Benedikt XVI. Leider falle sie in eine schwierige Zeit, was sie zu einer gefährlichen Reise macht: aus Sicherheitsgründen und wegen der Coronavirus-Pandemie. „Ich werde Franziskus mit meinen Gebeten begleiten“.
Der Zeitung zufolge streifte das Gespräch zwei Mal politische Themen. So habe Benedikt sich nach Italiens neuem Ministerpräsidenten Mario Draghi erkundigt. Er hoffe sehr, „dass es ihm gelingt, die Krise zu lösen“. Draghi sei „ein Mann, der auch in Deutschland sehr geschätzt wird.“
Schätzt „katholischen“ US-Präsident Biden
Den neuen US-Präsidenten Joe Biden schätzt der emeritierte Papst dem Bericht zufolge persönlich: „Er ist katholisch und gläubig und ist persönlich gegen Abtreibung“, stellte Benedikt XVI. fest. Allerdings neige er als Präsident dazu, sich der Linie der Demokratischen Partei anzuschließen. Mit Bezug auf Gender-Politik habe er „noch nicht ganz verstanden“, was Bidens Position sei.
Laut „Corriere“ dauerte das Treffen mit Benedikt XVI. 45 Minuten. Der frühere Bischof von Rom habe sehr leise, mit dünner Stimme, aber betont gesprochen. Hin und wieder habe Erzbischof Gänswein übersetzt, dessen Aussagen Benedikt durch Kopfnicken bestätigte.