„Als der Terrorismus im Norden dieses werten Landes wütete, zerstörte er auf barbarische Weise einen Teil des wunderbaren religiösen Erbes, darunter Kirchen, Klöster und Gebetsstätten verschiedener Gemeinschaften“, sagte Franziskus bei dem interreligiösen Treffen mit Christen, Muslimen, Juden und Jesiden am Samstag in Ur.
Symbolischer Ort für Christen, Juden und Muslime
Der Ort ist symbolisch für die Religionen. Dem Alten Testament der Bibel zufolge stammt Abraham aus diesem Gebiet. Christen, Juden und Muslime sehen ihn als Stammvater an.
Franziskus appellierte deshalb an die Gläubigen aller Religionen, „die Werkzeuge des Hasses in Werkzeuge des Friedens zu verwandeln“. Es sei möglich, denn auch der Stammvater Abraham habe „gegen alle Hoffnung zu hoffen“ gewusst. Der 84-Jährige Papst forderte dafür konkrete Schritte.
„Dass wir uns heute hier auf seinen Spuren befinden, dies möge ein Zeichen des Segens und der Hoffnung sein für den Irak, für den Nahen Osten und für die ganze Welt“, sagte der Papst bei dem gemeinsamen Gebet mit Muslimen, Jesiden und Mandäern.
Leiden der Jesiden unter dem IS
Er erinnerte an die jesidische Gemeinschaft, die unter der Herrschaft der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) „den Tod vieler Männer zu beklagen hatte und mit ansehen musste, wie tausende Frauen, Mädchen und Kinder entführt, als Sklaven verkauft sowie körperlicher Gewalt und Zwangskonvertierungen unterworfen wurden“.
Ur war eines der Zentren sumerischer Kultur im Süden von Mesopotamien, die Geschichte der Stadt reicht mehr als 4000 Jahre zurück. Wichtigstes erhaltenes Bauwerk ist ein pyramidenartiger Stufentempel, eine sogenannte Zikkurat, der einst Teil eines Tempelkomplexes war, der die Verwaltung der sumerischen Hauptstadt beherbergte.
Interreligöses Geschäft zur Finanzierung des Studiums
Der Papst zeigte sich beeindruckt von der Geschichte der beiden jungen Männer Dawud und Hassan. Der Christ und der Muslim eröffneten zusammen ein Geschäft, um sich unter anderem ihr Studium finanzieren zu können – obwohl sie nicht derselben Religion angehören.
Es dürfe nicht sein, dass die Träume junger Menschen von den Konflikten der Vergangenheit zerstört würden, sagte der Papst.
Treffen mit Großajatollah
Zuvor traf Franziskus den Großajatollah und höchsten schiitischen Geistlichen im Irak, Ali al-Sistani, in einem privaten Treffen hinter verschlossenen Türen.
Der Papst betonte unter anderem, dass die Religionsgemeinschaften zusammenarbeiten müssten. Franziskus reist als erster Papst in den Irak. Vor allem die Christen, die in dem Land mit mehr als 38 Millionen Einwohnern eine Minderheit stellen, haben seinen Besuch lange herbeigesehnt.