Pogrom

Uni Wien und IKG gedenken der Gesera

Am 12. März begeht die Universität Wien anlässlich ihrer Gründung im Jahr 1365 traditionell ihren Dies Academicus. Heuer tut sie das, indem sie gemeinsam mit der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) der Wiener Gesera (Hebräisch für Verhängnis) vor 600 Jahren gedenkt.

Ebenfalls am 12. März 1421 fand damals die Zerstörung der jüdischen Gemeinschaften im Herzogtum Österreich mit der Ermordung von mindestens 200 Jüdinnen und Juden ihren Höhepunkt. Am Beginn des 15. Jahrhunderts wurde die Lage der Juden in Österreich unter anderem durch Vorwürfe des Hostienfrevels und Ritualmordlegenden nach und nach schlechter.

Das mündete schließlich 1420 in deren Gefangennahme bzw. Vertreibung und Zwangstaufen – am 12. März 1421 wurde schließlich von Herzog Albrecht ein Edikt erlassen, mit dem die verbleibenden Juden zum Tode verurteilt wurden. Dieses wurde noch am selben Tag vollstreckt.

Synagoge zerstört

Außerdem wurde die damalige Synagoge zerstört und deren Steine für den Bau der Universität Wien verwendet. „Unser Gründungstag ist Anlass, den Blick in die Vergangenheit zu richten und anzuerkennen, dass unsere Institution eine hohe Verantwortung trägt, der sie nicht immer gerecht wurde“, betonte der Rektor der Uni, Heinz Engl, in einer Aussendung.

Darüber hinaus hat die Universität die Gewalt gegen die Juden mehr oder weniger legitimiert, indem die Theologische Fakultät diese kurz vor Beginn des Pogroms mit Häretikern gleichsetzte. Dies sei zwar nicht der einzige Vorwand gewesen, der das Pogrom rechtfertigen sollte.

Er habe jedoch, „mit akademischer Autorität der Gelehrsamkeit versehen“, zweifellos besonderes Gewicht gehabt, hieß es in der Aussendung. „Theologische Lehrmeinungen können niemals die Vernichtung von Menschenleben rechtfertigen“, so der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, Johann Pock.

„Eines der brutalsten Pogrome“

Auch IKG-Präsident Oskar Deutsch verwies auf die Vorgeschichte der Ereignisse: „Die Wiener Gesera war eines der brutalsten Pogrome des Mittelalters. Es kam nicht aus dem Nichts. Ihr ging jahrelange antisemitische Propaganda voraus, darunter der Vorwurf der Hostienschändung und Ritualmordlegenden. Am Anfang war das Wort, dann kam die Tat – vor 600 Jahren ebenso wie in späteren Jahrhunderten.“

Pandemiebedingt verzichtet die Universität Wien in diesem Jahr auf den üblichen Festakt anlässlich des Dies Academicus. Ehrungen wie die Promotio sub auspiciis praesidentis bzw. die Verleihung von Auszeichnungen wie Ehrendoktoraten entfallen.