Mazzen für Pessach.
REUTERS/Amir Cohen
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Feiertage

Juden begehen Pessach teilweise im Lockdown

Bereits zum zweiten Mal begehen Jüdinnen und Juden in Österreich das Pessachfest, eines der wichtigsten jüdischen Feste, im Krisenmodus. Jüdische Gemeinden in Ostösterreich verbringen Pessach zum Teil wieder im Lockdown. Bessere Rahmenbedingungen als 2020 gelten aber dennoch.

Das Pessachfest erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten, an ihre Befreiung aus der Sklaverei und an ihren Bund mit Gott auf dem Berg Sinai. Das Wort Pessach leitet sich vom hebräischen Verb „Passah“ (übergehen, auslassen) ab. Das bezieht sich auf die Erzählung, dass Gott die Israeliten vor der zehnten ägyptischen Plage, dem Tod der Erstgeborenen, verschonte.

Gott hatte die Israeliten angewiesen, ein einjähriges Lamm zu schlachten. Er wies sie an, die Türstöcke mit dem Blut des Lammes zu bestreichen. Die Israeliten wurden von der Plage verschont und zogen noch in derselben Nacht aus Ägypten aus.

2020 für manche „einsames“ Fest

Pessach beginnt am 15. Nisan, einem Frühlingsmonat im jüdischen Kalender. Das achttägige Fest startet am Vorabend des 27. März mit zwei ausgiebigen Mahlzeiten, der Pessach-Seder. Es dauert bis zum 4. April. Die Familien sitzen oft bis zum Morgengrauen zusammen, unter Anleitung eines besonderen Buches, der Pessach-Haggadah, wird mit zahlreichen Anekdoten und Liedern des Auszugs aus Ägypten gedacht.

Damit Jüdinnen und Juden das Fest auch in Zeiten der Coronavirus-Pandemie gebührend begehen können, hat die Israelitische Kultusgemeinde Tipps auf ihre Website gestellt. Die Kultusgemeinde bietet übrigens auch Onlineangebote an zu Pessach an. Vielen sei Pessach 2020 noch in Erinnerung: „für manche waren es sehr einsame Sederabende, andere konnten immerhin mit der Familie in Israel oder anderswo per Zoom verbunden sein – das Reisen war allerdings nicht möglich“.

Lockdown im Osten Österreichs

Verwandte im Ausland zu besuchen sei immer noch schwierig, vor allem auf Grund der Quarantänebestimmungen in vielen Ländern. Coronavirus-Schnelltests würden aber immerhin ein Zusammensein mit der Familie in Wien ermöglichen. Das gilt für Jüdinnen und Juden im Osten Österreichs zumindest bis zum 31. März.

Denn ab 1. April treten dort verschärfte Coronavirus-Beschränkungen in Kraft, die über die letzten Pessach-Tage und das christliche Osterfest hinaus gelten. Danach gelten Ausgangssperren und Einschränkungen bei Treffen. Diese sind im Osten dann nur noch zwischen mehreren Personen eines Haushalts und einer einzelnen Person eines weiteren Haushalts gestattet.

„Viele Großeltern“ bereits geimpft

Einschränkungen gibt es also nach wie vor, doch Pessach findet heuer – auch wegen Schnelltests und Impfungen der älteren Bevölkerung – unter besseren Bedingungen statt als 2020. „Viele Großeltern sind inzwischen bereits gegen das Coronavirus Covid-19 geimpft oder werden es bis Pessach sein“, heißt es auf der Website der IKG-Wien. Andere hätten die Krankheit bereits durchgemacht und Antikörper entwickelt.

Jugendliche Juden beim Pessachfest
Reuters/Dan Williams
Viele Jüdinnen und Juden müssen auch dieses Jahr ihre Verwandten im Ausland auf digitalem Weg treffen

Testen dringend empfohlen

Maxime jedes Sederabends sollte in jedem Fall sein: sich so gut wie möglich zu schützen, empfiehlt die IKG. Am besten gelinge dies, wenn man sich am Tag, an dem abends gemeinsam gefeiert wird, testen lässt. „Denn jeder Test, ob Schnelltest oder PCR-Test, ist nur eine Momentaufnahme, und wer heute noch negativ ist, kann aufgrund der Inkubationszeit morgen schon positiv und damit auch ansteckend sein.“

Für einen gelungenen Sederabend brauche es vor allem auch „gutes Essen, das koscher-le-Pessach ist“, so die IKG. Gesäuerte Speisen sind verboten, darunter fallen alle Speisen und Getränke, die aus einer der fünf Getreidearten (Weizen, Hafer, Roggen, Gerste, Dinkel) hergestellt wurden. Matzot (ungesäuertes Brot), Wein, Geflügel und Fleisch sind für das Pessachfest besonders wichtig. Die koscheren Lebensmittelgeschäfte sind auf die Festtage gut vorbereitet.

Essen als Erinnerung

Die Speisenfolge für den Sederabend – der Vorabend und Höhepunkt des Pessach – ist seit mehr als 1.000 Jahren vorgegeben. Es werden sechs typische Speisen gereicht, die an die harte Zeit der Sklaverei in Ägypten erinnern. Das Bitterkraut steht beispielsweise für die Unterdrückung durch die Ägypter. Ein Knochen mit einem Rest gebratenen Fleisches darauf erinnert an das spezielle Pessachopfer. „Charosset“, ein bräunliches Mus aus geriebenen Äpfeln, Nüssen und Wein, steht für die Lehmziegel, die die Israeliten für den Pharao herstellen mussten.

Salzwasser, in das ein hartgekochtes Ei getunkt wird, ist den vergossenen Tränen nachempfunden. Vier Gläser Wein symbolisieren die vier göttlichen Verheißungen. Während der Sederabende und über die gesamte Dauer von Pessach isst man Matzot, ungesäuertes, dünnes Brot. Es soll an die Hast der Flucht erinnern, die kein Abwarten für das Aufgehen des Teiges erlaubte.

Haus wird gereinigt

Bereits in der Zeit vor Pessach muss das gesamte Haus gründlich gereinigt und von allen Lebensmitteln, die nicht „koscher für Pessach“ sind, befreit werden. Auch die Taschen der Kleidung müssen auf Brösel oder Ähnliches überprüft werden.

Viele Familien besitzen ein eigenes Geschirr, das nur zu Pessach verwendet wird. Wer ein solches Geschirr nicht hat, muss Speise- und Kochgeschirr durch Auskochen rituell reinigen.