Christentum

Osterlachen: Dem Tod die lange Nase zeigen

Zu Ostern darf gelacht werden – siegt doch mit der Auferstehung Jesu, die Christinnen und Christen zu Ostern feiern, das Leben über den Tod. Diese Freude nahm im Mittelalter sonderbare und klamaukige Formen an. Heute setzt man auf Freude das ganze Jahr über – wenn es passt.

Die christlichen Kirchen feiern die Auserstehung Jesu zu Ostern mit durchaus freudigen Gottesdiensten, in denen am Ende der Osterpredigt auch gelacht werden darf. Dabei geht es darum, den Tod (und den Teufel) auszulachen und den Sieg des Lebens zu feiern. Ab dem 14. Jahrhundert bekam diese Freude allerdings in vielen Kirchen, vor allem im süddeutschen Sprachgebiet, derbe Auswüchse. Im 16. Jahrhundert wurde das besonders von den Reformatoren heftig kritisiert, etwas später, in der Aufklärung, auch von katholischen Amtsträgern.

Der Schweizer Reformator Johannes Oekolampad (1482–1531) habe von Pfarrern berichtet, die Tiere nachahmten – einer habe sich auf Mist gelegt und so getan, als würde er ein Kalb gebären, einer habe einen Kuckuck imitiert, erzählt Alexander Zerfaß, Liturgiewissenschaftler und Sakramentaltheologe an der Uni Salzburg, im Gespräch mit religion.ORF.at.

„Gaudium um jeden Preis“

Auch seien Witze auf Kosten konkreter Gemeindemitglieder gerissen worden. Dieses „Gaudium um jeden Preis“ habe sich vom theologischen Hintergrund des Osterlachens entfernt, wonach die Auferstehung nicht ohne den Tod und das Leiden möglich sei, so Zerfaß. Klamauk überlagerte mancherorts die eigentliche Botschaft.

Eine Frau hält sich lachend zwei Tennisbälle mit Smileys drauf vor die Augen
APA/dpa/ Frank Rumpenhorst
Zu Ostern gehe es nicht ums Witzereißen, sondern um „Herzensfreude“, meint der Hartberger Pfarrer Josef Reisenhofer

Üblich waren aber auch „Ostermärlein“, also erheiternde, nicht ganz wahrheitsgetreue Geschichten, wie zum Beispiel, dass Christus bei seiner Höllenfahrt in die Unterwelt den wachenden Teufeln ihre langen Nasen zerbrochen habe, die sie als Riegel verwendet hatten. Das sei „theologisch in Ordnung“, sagt Zerfaß.

Offiziell weder eingeführt noch verboten

Nie offiziell eingeführt und nie offiziell verboten, verschwand die Praxis des Osterlachens (lateinisch risus paschalis) im 19. Jahrhundert – sie „hat sich totgelaufen“, so Zerfaß. Die Freude über den Sieg des Lebens über den Tod ist aber bleibender Teil der Ostergottesdienste. Dabei gehe es nicht um „Fröhlichkeit auf Kommando“ oder ein oberflächliches Lachen und Witzereißen, wie es Josef Reisenhofer, römisch-katholischer Pfarrer in Hartberg, formuliert. Es gehe um „Herzensfreude“.

Das Osterlachen sei wie „ein Erwachen nach einem Alptraum“, nach dem die Hoffnung bleibe, dass der Tod nicht das letzte Wort habe, sagt die evangelische Pfarrerin in Schwechat, Alexandra Battenberg. In evangelischen Kirchen wird zu Ostern das Lied 101 aus dem evangelischen Gesangsbuch von Martin Luther gesungen. Darin heißt es, aus dem Tod sei Spott geworden.

Freude – nicht nur zu Ostern

Heute, sagen die beiden Geistlichen, wird die „Freude des Christseins“ im Gottesdienst das ganze Jahr vermittelt. Die den Reformatoren nachgesagte Steifheit habe sich überlebt, so Battenberg. Reisenberg betont, neben dem Leid, der Askese, dem Fasten und dem Beten müsse unbedingt auch die Lebensfreude transportiert werden.

Alle Stimmungen sollten im Gottesdienst vorkommen – Fröhlichkeit, Freude, Trauer etc., so Reisenhofer -, aber eben nicht nur zu Ostern. „Wenn die Botschaft von Ostern wahr ist, ist sie immer wahr“, sagt Battenberg. Bei der Pfarrerin kann das durch kleine Geschichten oder szenische Einlagen beispielsweise mit Kindern, zum Ausdruck kommen, bei Pfarrer Reisenhofer durch Zwischenbemerkungen oder auch durch einen „Wunderwitz“, der entweder die Liturgie inhaltlich verstärke oder als Hinführung eingesetzt werde.