Seit 1964 zählte die Zeremonie bei dem antiken Amphitheater für Zehntausende Pilger und Besucher zu den stimmungsvollsten Momenten der römischen Osterfeierlichkeiten.
Der Papst hat für die 14 Stationen des Kreuzwegs in diesem Jahr Meditationstexte und Zeichnungen von Kindern und Jugendlichen ausgewählt. Die Texte stammen von Pfadfinderkindern aus Foligno im mittelitalienischen Umbrien sowie Erstkommunionkindern und Firmlingen einer römischen Pfarre.
Meditationstexte und Zeichnungen von Kindern
Sie wurden von zwei römischen Kindern vorgetragen. Die Kinder und Jugendlichen hätten über die Inhalte der 14 Kreuzwegstationen nachgedacht und sie auch auf ihre täglichen Erfahrungen bezogen, berichtete der Vatikan.
Traditionell gestaltet jedes Jahr eine andere Person oder Gruppe die Karfreitags-Meditationen. Bereits 2018 stammten die Kreuzwegtexte von Schülern und Studierenden aus Rom.
Der Kreuzweg am Karfreitag fand am 16. Todestag von Papst Johannes Paul II. statt. Dieser hatte seinen letzten Kreuzweg am Kolosseum am 25. März 2005 geleitet.
Am frühen Abend leitete Papst Franziskus den Karfreitags-Gottesdienst. Inmitten der anhaltenden Coronavirus-Krise hat Papst Franziskus am Karfreitag des Todes Jesu gedacht. Wegen der Pandemie waren zu dem Gottesdienst im Petersdom nur wenige Gläubige zugelassen.
Papst erinnert im fast leeren Petersdom an Tod Jesu
Zu Beginn betete der Papst auf dem Boden ausgestreckt vor dem Kathedra-Altar. Wie im ersten Coronavirus-Jahr wurde eigens die Liturgie angepasst: Die Reihe der zehn großen Karfreitagsfürbitten enthielt eine elfte – für alle, die unter der Pandemie leiden. Darin erbat die Gemeinde Trost und Kraft für Erkrankte, medizinisches Personal sowie Erlösung für die Verstorbenen.
Religiöse und kirchliche Belange aus dem Blick geraten
Der Prediger des Papstes, Kardinal Raniero Cantalamessa, kritisierte in seiner Ansprache „schuldhafte“ Spaltungen innerhalb der Kirche. „Die katholische Brüderlichkeit ist verwundet!“, sagte der Kapuzinerpater und forderte Gegenmaßnahmen.
Nicht das Dogma, Sakramente oder die Ämterfrage sorgten für Zerwürfnisse unter Katholiken. Die eigentliche Ursache liege „in politischen Erwägungen, die sich zu Ideologien auswachsen“. Dabei gerieten religiöse und kirchliche Belange zusehends aus dem Blick. In vielen Teilen der Welt sei dies bittere Realität, auch wenn es geleugnet werde.
Aus dem Evangelium und von Jesus lernen
„Das ist Sünde im wahrsten Sinne des Wortes“, betonte Cantalamessa. Das Reich im Diesseits sei in manchen Herzen wichtiger geworden als das Reich Gottes. Um die Spaltungen zu heilen, müsse man aus dem Evangelium und von Jesus lernen. Zur Zeit Christi habe es ebenfalls starke politische Polarisierung gegeben. Doch er habe energisch allen Versuchen widerstanden, ihn auf die eine oder andere Seite zu ziehen.
Das sei ein Beispiel für alle Hirten: Sie sollten sich um die ganze Herde kümmern, nicht nur um einen Teil. Der Kardinal rief alle Kirchenführer zu einer „ernsthaften Gewissensprüfung“ auf. Man stehe vor der Wahl, die Gläubigen auf die jeweils eigene Seite zu führen – oder auf die von Jesus.
Traditionell keine Eucharistiefeier am Karfreitag
Verteilt auf mehrere Bankreihen feierten vor Ort im Petersdom etwa 150 Geistliche, Ordensfrauen und Laien mit. Die meisten trugen eine Schutzmaske. Eine Eucharistiefeier fand an diesem Tag nach katholischer Tradition nicht statt.
Ab Samstag beginnen im Vatikan die Osterfeierlichkeiten zu Jesus’ Auferstehung. Ostern ist für gläubige Christen das wichtigste religiöse Fest. Alle Liturgien der Kar- und Ostertage mit Papst Franziskus erfolgen heuer hauptsächlich im Petersdom und ohne die örtliche Teilnahme einer sonst üblichen großen Schar an Gläubigen.
In den Tagen danach wird Papst Franziskus auch die Messen zum Osterfest und den traditionellen Segen „Urbi et Orbi“ am Sonntag (12.00 Uhr) ohne Pilger feiern. Diese Festgottesdienste werden ebenfalls unter anderem im Internet übertragen.