Ostergottesdienst in der Pfarrkirche zur Heiligen Familie in Gaza
APA/AFP/MAHMUD HAMS
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Coronavirus

Gazastreifen: Christen feierten Ostern isoliert

Während in Israel bezüglich der Coronavirus-Pandiemie Licht am Ende des Tunnels in Sicht ist, kann das vom Gaza-Streifen ganz und gar nicht behauptet werden.

Nachdem das Virus aufgrund der Isolierung des Streifens erst im vergangenen Herbst in Gaza nachgewiesen wurde, gehen die Infektionszahlen nun stark nach oben, wie der örtliche katholische Pfarrer Gabriel Romanelli gegenüber dem Nachrichtendienst AsiaNews berichtete.

Die israelischen Behörden erteilten zu Ostern keine Reisegenehmigung für die kleine katholische Gemeinde vor Ort. Dafür nahmen so gut wie alle Gemeindemitglieder in den Kartagen und zu Ostern an den Liturgien teil, so der Pfarrer. Auch orthodoxe Gläubige waren gekommen. Nach kirchlichen Schätzungen leben gegenwärtig weniger als 1.000 Christen im Gazastreifen, darunter rund 130 Katholiken.

In Gaza wachse in der Bevölkerung die „Unsicherheit“ über die steigende Zahl von Covid-19-Fällen, das habe zugleich unter den Christen den tiefen Wunsch verstärkt, „an den Osterfeiern teilzunehmen“. Der Glaube und die Gemeinschaft trage die kleine christliche Gemeinschaft in Gaza, die „von der Außenwelt ausgeschlossen ist“, so der Pfarrer.

Ostergottesdienst in der Pfarrkirche zur Heiligen Familie in Gaza
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Eine junge Frau mit Kind kommt zum Ostergottesdienst in der Pfarrkirche zur Heiligen Familie in Gaza

Ausnahmen für Gottesdienstbesuche

Während im vergangenen Jahr zu Ostern keine öffentlich zugänglichen Gottesdienste stattfinden durften, sei dies heuer anders gewesen. Die in Gaza regierende Hamas habe die Gottesdienste gestattet. Zwar sei als eine Covid-Maßnahme in Gaza ein Autoverbot erlassen worden, für Christen, die zum Gottesdienst wollten, habe es aber Ausnahmen gegeben.

Pfarrer Romanelli zeigte sich enttäuscht darüber, dass es nun für die Bewohner von Gaza überhaupt keine Möglichkeit mehr gibt, das Territorium zu verlassen. Und auch für die wenigen Ausländer vor Ort, Romanelli ist etwa Italiener, werde die Ein- und Ausreise immer schwieriger und die bürokratischen Hürden würden immer höher.

AsiaNews zitierte einen Beamten des Gesundheitsministeriums von Gaza, wonach die epidemiologische Situation mit mehr als 65.000 Fällen und 610 Todesfällen höchst bedenklich sei. Gaza hat laut Schätzungen bis zu zwei Millionen Einwohner.

Ostergottesdienst in der Pfarrkirche zur Heiligen Familie in Gaza
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Ostergottesdienst in der Pfarrkirche zur Heiligen Familie in Gaza

Kleine christliche Minderheit

Vor knapp 15 Jahren lebten in Gaza noch rund 5.000 Christen. Inzwischen sollen es nur mehr 1.000 sein. Diese machen bei den fast zwei Millionen Einwohnern von Gaza nur eine verschwindend kleine Minderheit aus. Die katholische Pfarre von Gaza wurde vor rund 140 Jahren vom Südtiroler Georg Gatt, der auch Vize-Rektor des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem war, gegründet. Heute leben rund 130 Katholiken in Gaza. Die übrigen Christen gehören der Griechisch-orthodoxen Kirche an.

Die katholische Kirche führt in Gaza neben der Pfarre bzw. der Pfarrkirche zur Heiligen Familie auch zwei Schulen – deren Schülerinnen und Schüler zu 90 Prozent Muslime sind – sowie ein Heim für Kinder mit und ohne Behinderungen.

In Gaza gibt es drei Kirchen: die katholische, die griechisch-orthodoxe Porphyrios-Kirche und die anglikanische St. Philipps-Kirche. Die anglikanische Diözese von Jerusalem unterhält das Al-Ahli-Arab-Hospital, das einzige christliche Krankenhaus im Gaza-Streifen. Auf dem Krankenhausgelände steht die St.-Philipps-Kirche.