Papst Franziskus
APA/AFP/Vatican Handout
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Coronavirus

Papst fordert „Impfsolidarität“

Papst Franziskus hat anlässlich des Frühjahrstreffens der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) mehr „Impfsolidarität“ in der Coronavirus-Pandemie gefordert.

Die Kosten der Immunisierung müssten gerecht geteilt werden und dürften nicht dem Markt überlassen werden, verlangte das römisch-katholische Kirchenoberhaupt in einem Brief. Der Vatikan veröffentlichte das Schreiben am Donnerstag.

Die Schuldenlast der ärmsten Nationen, die durch die Pandemie verschärft wurde, solle deutlich reduziert werden. Dies sei eine zutiefst menschliche Geste und könne den besseren Zugang zu Impfstoffen, Gesundheit, Bildung und Arbeitsplätzen ermöglichen.

Alle Menschen müssten Zugang zu Impfstoffen haben, unterstrich der Papst. Die Frühjahrstagung der beiden wichtigen Finanzorganisationen findet wegen der Pandemie zum zweiten Mal vor allem online statt. Das Treffen läuft noch bis zum 11. April. Der 84-jährige Franziskus hatte auch zu Ostern und bei früheren Gelegenheiten gemahnt, im Kampf gegen das Coronavirus die ärmeren Länder nicht zu vergessen.

Appell zum Weltgesundheitstag

Zum Weltgesundheitstag (7. April) hatte er seinen Appell zu Coronavirus-Impfungen erneuert. „Wir alle sind aufgerufen, die Pandemie zu bekämpfen. In diesem Kampf stellen die Impfstoffe ein wesentliches Instrument dar“, hieß es in einem am Mittwoch verbreiteten Tweet des Papstes, wie Kathpress berichtete. Alle Menschen, vor allem die schwächsten, brauchten Unterstützung. Nur gemeinsam lasse sich eine gerechtere und gesündere Welt aufbauen, so Franziskus.

Der Papst selbst hatte sich im Jänner gegen das Coronavirus impfen lassen und in dem Zusammenhang erklärt, er habe kein Verständnis für Impfverweigerer. Wer sich nicht immunisieren lasse, setze nicht nur das eigene Leben, sondern auch das anderer aufs Spiel, sagte er im Interview eines italienischen Senders.

„Inakzeptable Ungleichheit“

Zum Weltgesundheitstag beklagte der Vatikan auch eine „inakzeptable Ungleichheit“ in der medizinischen Versorgung. Die Pandemie habe die Kluft zwischen reichen und weniger begünstigten Ländern verstärkt, erklärte der Leiter des vatikanischen Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, Kardinal Peter Turkson, am Mittwoch in Rom. Die Folgen spürten vor allem die schutzbedürftigsten Personen mit weniger Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen.

Das vergangene Jahr habe alle daran erinnert, dass niemand sich alleine retten könne, so Turkson. Statt nationaler Interessen oder Marktgesetzen müssten Geschwisterlichkeit, Gerechtigkeit, Gleichheit, Solidarität und Inklusion handlungsleitend sein.

Beachtung für psychisch Leidende

Besondere Beachtung verlangte der Kardinal für psychisch Leidende. Die Pandemie belaste stark die mentale Gesundheit. Weiter forderte Turkson bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte und medizinisch Tätige sowie mehr Aufmerksamkeit für Gesundheitseinrichtungen, vor allem jene ohne staatliche Finanzierung. In vielen entlegenen Gegenden garantierten allein Anlaufstellen wie die von Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften eine medizinische Versorgung.

Turkson sprach sich für einen „ganzheitlichen Blick“ auf den Menschen mit seiner körperlichen, psychischen, intellektuellen, sozialen, kulturellen und spirituellen Dimension aus. Nur so lasse sich verstehen, dass die Sicherstellung nötiger Gesundheitsmaßnahmen ein „Akt der Gerechtigkeit“ sei.