Caritas

Landau zu Anschober: Rücktritt ist Appell

Der Rücktritt von Rudolf Anschober (Grüne) als Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz sollte laut Caritas-Präsident Michael Landau „für uns alle auch Auftrag und Appell sein“.

Gerade in einer Situation wie der gegenwärtigen Coronavirus-Krise „sollten wir das Gemeinsame vor das Trennende stellen und uns wechselseitig nicht leichtfertig absprechen, das Beste für unser Land erreichen zu wollen“. Landau reagierte am Dienstag „mit Bedauern“ auf den am selben Tag verkündeten Rücktritt des Ministers und zollte Anschober im Namen der Caritas „aufrichtigen Dank für seine wertvolle Arbeit“.

Er habe den Grünen-Politiker als einen Menschen kennengelernt, „für dessen Handeln nicht wahlstrategische Gründe maßgeblich waren, sondern – aus sozialer Verantwortung heraus – das Gemeinwohl und die Gesundheit der Menschen in unserem Land“.

„Dialogbereitschaft und Konsensorientierung“

Besonders die Dialogbereitschaft und Konsensorientierung Anschobers schätze er sehr, so Landau. In seiner Amtszeit habe der Minister wichtige Projekte wie die Pflegereform vorangetrieben „und mit großem Engagement zur Überwindung der aktuellen Gesundheits- und sozialen Krise beigetragen“.

Anschobers Entscheidung zurückzutreten nannte der Caritas-Präsident „nachvollziehbar“ und zugleich bedauerlich. Die Ehrlichkeit, mit der der Minister die Gründe dafür erläuterte, „kann für unsere Gesellschaft Vorbild und Wegweiser sein“. Einer möglichen Nachfolgerin bzw. einem möglichen Nachfolger und allen öffentlich Verantwortlichen wünschte Landau „jene Qualitäten, die Rudolf Anschober in die Politik eingebracht hat“.

Polizeischutz für Minister nötig

Auch der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner dankte Anschober für dessen Wirken in den vergangenen 15 Monaten und hielt fest: „Wer Verantwortung übernimmt, macht auch Fehler“, schrieb er zum Rücktritt auf seinem Facebook-Account. „Was uns alle zu denken geben sollte“, sind für Schwertner jedoch Morddrohungen gegen den Minister und seine Familie.

Mit Blick auf CoV-Leugner fragte der Caritas-Vertreter: „Was ist in diesem Land durch diese Pandemie passiert, wie weit sind wir auseinandergedriftet, dass ein Gesundheitsminister in Österreich Polizeischutz braucht?“

Erzbischof Lackner dankt Anschober

Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner brachte am Dienstag sein Bedauern über den Rücktritt von Gesundheitsminister Rudolf Anschober zum Ausdruck und dankte ihm gleichzeitig. In einer Stellungnahme attestierte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der zurückgetretene Grünpolitiker habe „seine – sicherlich nicht einfache – Aufgabe in derartig schwierigen Zeiten ruhig und besonnen wahrgenommen“.

Anschober habe sich stets darum bemüht, während der Coronavirus-Pandemie „das Ganze im Blick zu behalten“ und sei sich seiner großen Verantwortung bewusst gewesen, „das hat man gespürt“, wie Lackner anmerkte.

Den unaufgeregten und sachorientierten Kommunikationsstil des Ministers habe er stets geschätzt, versicherte der Erzbischof und schloss mit folgenden Worten: „Im Namen der Bischofskonferenz wollen wir Danke sagen und wünschen auf diesem Weg alles Gute für seinen weiteren Lebensweg.“

„Überlastungssituation“

Minister Anschober hatte seinen Rücktritt am Dienstag bei einer kurzfristig angesetzten „persönlichen Erklärung“ in Wien bekanntgegeben. Anschober sprach von einer „Überlastungssituation“ und berichtete von einem Kreislaufkollaps vor einem Monat und einem weiteren vor einer Woche. „Ich bin überarbeitet und ausgepowert“, sagte der 60-Jährige.

Daher habe er sich entschieden, sein Amt zurückzulegen. „In der schwersten Gesundheitskrise seit Jahrzehnten braucht die Republik einen Gesundheitsminister, der zu 100 Prozent fit ist“, begründete Anschober seinen Rücktritt. Und: „Ich will mich auch nicht kaputt machen.“ Bis Montag soll Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) die Geschäfte im Gesundheitsministerium führen, dann soll Anschobers Nachfolger, der Allgemeinmediziner Wolfgang Mückstein, angelobt werden.