Demenz

Schönborn mahnt Hilfe für Pflegende ein

Kardinal Christoph Schönborn erinnert in seiner aktuellen Freitag-Kolumne in der Zeitung „Heute“, dass der coronavirusbedingte Lockdown nicht nur soziale und wirtschaftliche Folgen hat, sondern auch zu Isolation von Demenzkranken und deren pflegenden Angehörigen führt.

Gerade in Coronavirus-Zeiten fühlten sich viele Pflegende mit der Sorge um ihre dementen Angehörigen allein gelassen, schreibt der Kardinal. Besonders schwer würden sich die Kontaktbeschränkungen auswirken, da ein Mangel an Anregung zusätzlich den Krankheitsverlauf beschleunigen könne.

Zusätzlich gebe es aktuell nur wenige Auszeit-Möglichkeiten für Pflegende, um Kräfte zu sammeln. Sein großer Dank gelte deshalb allen, „die mit viel Hingabe, Liebe und Humor Menschen mit Demenz begleiten“.

Schätzungen: 130.000 Betroffene

Laut aktuellen Schätzungen soll es in Österreich an die 130.000 Betroffene geben, die an einer fortschreitenden Beeinträchtigung des Gedächtnisses, des Denkens oder anderer Hirnleistungen leiden. Die Tendenz sei steigend und die meisten würden zu Hause von ihren Angehörigen versorgt – „keine leichte Aufgabe, oft neben Familie und Beruf“, so der Wiener Erzbischof in der Kolumne „Antworten“.

Zusätzlich sei es schmerzlich mitanzusehen, wie sich Eltern, der Partner oder die Partnerin im Alltag nicht mehr zurechtfinden oder sich in ihre eigene Welt zurückziehen würden. „Die Erinnerungen verblassen, bis irgendwann die eigene Familie nicht mehr erkannt wird“, so Schönborn.

„Enorm viel Kraft“

Die Betreuung von Demenzerkrankten koste „enorm viel Kraft, Ausdauer und Geduld“. Als positiv würdigte Schönborn die zunehmende öffentliche Aufmerksamkeit für Pflegende wie für die Krankheit selbst. „Es kann auch einmal unser Schicksal sein“, so der Kardinal.

Die Anfang 2020 von der Bundesregierung eingerichtete „Taskforce Pflege“ hat erst Mitte Februar einen Bericht vorgelegt. Darin enthalten sind unter anderem 17 Ziele und 63 Maßnahmenfelder aus fünf Themenfeldern beschrieben, wie etwa die Anerkennung der Leistung Pflegender durch angemessene Rahmenbedingungen, die Entlastung für pflegende Angehörige und der Umgang mit Demenz sowie vorausschauende Planung und Gestaltung. Als nächste Schritte wurden damals Gespräche zwischen Bund und Ländern über die Pflegereform angekündigt.