Weltweit seien rund 73 Millionen Kinder „von den schlimmsten Formen von Kinderarbeit betroffen“, so eine Aussendung von Jugend Eine Welt. Durch die Covid-19-Pandemie werden es demnach täglich mehr. Mit dem Aufruf „Du hast es in der Hand – gemeinsam Kinderarbeit stoppen“ können Menschen aller Altersgruppen symbolisch ihre Hand gegen Kinderarbeit zeigen und so die Politik zum Handeln auffordern.
Unterstützerinnen und Unterstützer sind aufgefordert, Fotos von ihren Händen, auch gebastelt oder bemalt, einzusenden. „Diese Bilder werden so Teil einer gemeinsamen Fotowand und werden politischen EntscheidungsträgerInnen rund um den 12. Juni, dem Welttag gegen Kinderarbeit, überreicht“, so die Aussendung.
Verboten, Realität sieht anders aus
Kinderarbeit ist in vielen Ländern grundsätzlich verboten, aber die Realität sehe anders aus: „In Indien nimmt die Zahl der Kinder, die die Schule abbrechen zu. Sie kommen überwiegend aus sehr bedürftigen Familien. Man muss davon ausgehen, dass die meisten von ihnen dann als ungelernte Kräfte Kinderarbeit verrichten. Schätzungen gehen von über 30 Millionen Betroffenen aus, die Zahl wird vermutlich steigen“, wird Joy Nedumparambil SDB von der Partnerorganisation BREADS vom Don Bosco Netzwerk in der indischen Metropole Bangalore zitiert.
Das Mindestalter, ab dem Kinder einer Erwerbstätigkeit nachgehen dürfen, ist nach den internationalen Abkommen 15 Jahre. Kinder zwischen 13 und 15 Jahren können leichte Arbeiten verrichten, wenn weder ihre Gesundheit, ihre Entwicklung noch der Schulbesuch gefährdet werden. 15- bis 18-Jährige dürfen aber ebenso nicht jede Arbeit ausführen – verboten sind auch für sie „gefährliche Arbeiten“, die die Gesundheit, körperlich wie seelisch, gefährden.
Brutale Ausbeutung
Die Realität sieht aber für viele Kinder anders aus: Die Ausbeutung von Minderjährigen ist zum Teil brutal, so Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt – sei es in engen Minen, auf ungesicherten Baustellen, in versteckten Fabriken, im Umgang mit gefährlichen Chemikalien und durch den ätzenden Rauch, der beim Verbrennen von Elektronikschrott aus Europa entstehe. „Vielen Kindern wird ihre Kindheit auch heute noch tagtäglich regelrecht gestohlen“, so Heiserer.
Appell zu fairen Produkten
Das Bündnis „Kinderarbeit stoppen!" appelliert an die österreichische Regierung, den Kampf gegen Kinderarbeit zu einer politischen Priorität zu machen. Ein umfassendes Lieferkettengesetz wäre ein wirkungsvolles Mittel, um ausbeuterische Kinderarbeit in globalen Lieferketten zu verhindern.
„Damit faire Produkte – frei von Kinderarbeit – auf unseren Tellern und in unseren Kleiderschränken landen. Damit entlang der Lieferketten unserer Produkte kein Schaden an Menschen und Umwelt verursacht wird“, so die Aussendung.
Erfolge wieder zunichte gemacht
Das Jahr 2021 wurde von der UNO-Vollversammlung zum Jahr zur Beendigung von Kinderarbeit erklärt. Die aktuelle Gesundheits- und Wirtschaftskrise berge die Gefahr, erreichte Erfolge im Kampf gegen ausbeuterische Kinderarbeit wieder zunichte zu machen. Laut einer ILO/UNICEF-Studie wird erstmals nach 20 Jahren wieder ein Anstieg bei der Kinderarbeit verzeichnet.
Nach der UNO-Konvention über die Rechte des Kindes dürfen Kinder keine Arbeiten verrichten, die gefährlich sind oder die sie in ihrer Entwicklung schädigen und es muss sichergestellt sein, dass sie in die Schule gehen können.
Staaten zum Handeln verpflichtet
Alle 187 Mitgliedsstaaten der Internationalen Arbeitsorganisation haben die Konvention Nr. 182 zur Beseitigung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit ratifiziert. Die unterzeichnenden Staaten verpflichten sich hierbei dazu, alles zu tun, um Kinderarbeit effektiv und nachhaltig zu bekämpfen.
Neben konkreter Unterstützung in den jeweiligen Ursprungsländern, die die Initiatorinnen und Initiatoren von „Kinderarbeit stoppen!" die Projektarbeit leisten, und bewussten Konsumentscheidungen, sei vor allem die Politik gefragt, jenseits freiwilliger Bekundungen wirkungsvolle Maßnahmen zu setzen.