Deutschland

Nach 100 Jahren wieder Militärrabbiner

Der orthodoxe Landesrabbiner von Sachsen, Zsolt Balla, wird der erste Militärrabbiner der deutschen Bundeswehr. Erstmals nach rund 100 Jahren und 76 Jahre nach der Schoah wird es damit wieder Militärrabbiner in der deutschen Armee geben.

Die Amtseinführung von Balla ist für den 21. Juni in Leipzig geplant, wo der 42-Jährige als Gemeinderabbiner tätig ist. Das teilte der Zentralrat der Juden in Deutschland, bei dem das Vorschlagsrecht für die Besetzung des Postens liegt, am Donnerstag in Berlin mit.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erklärte: "Mit der Berufung von Militärrabbinern knüpfen wir an eine alte Tradition an und schlagen zugleich ein neues Kapitel auf.

Rekruten der deutschen Bundeswehr
APA/AFP/Axel Heimken
Für jene Soldaten und Soldatinnen in der Bundeswehr, die jüdisch sind, wurde nun ein Angebot der Seelsorge geschaffen

„Historischer Tag“

Das Wirken der Rabbiner wird für die Bundeswehrsoldaten eine Bereicherung sein. Die Amtseinführung des Militärbundesrabbiners ist ein historischer Tag für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland." Der Militärbundesrabbiner soll ein noch einzurichtendes Militärrabbinat in Berlin leiten und die Arbeit von bis zu zehn jüdischen Geistlichen in der deutschen Bundeswehr koordinieren.

Bereits ausgeschrieben waren bislang zwei erste Stellen für Militärrabbiner. Frühere Schätzungen gingen von rund 300 Soldaten jüdischen Glaubens in der Bundeswehr aus. Die Religionszugehörigkeit der Soldaten und Soldatinnen wird nur auf freiwilliger Basis erfasst, daher gibt es keine genauen Zahlen. Ende 2019 hatten Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und der Zentralrat der Juden in Deutschland einen Staatsvertrag über die jüdische Militärseelsorge unterzeichnet. Deren Struktur ähnelt der von den beiden großen Kirchen verantworteten christlichen Militärseelsorge.