Bischof Benno Elbs und Bischof Manfred Scheuer im Gespräch mit Pastoralamtsleiterin Gabriele Eder-Cakl anlässlich der Eröffnung der Sommervollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz, Juni 2021
APA/Kathpress/Josef Kuss
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Vollversammlung

Bischöfe skizzieren Fahrplan für synodalen Prozess

Die Sommervollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Für den von Papst Franziskus ausgerufenen synodalen Prozess legten die Bischöfe nun in einer Aussendung einen Fahrplan vor. Für die Caritas zeigten sich die Bischöfe voll des Lobes.

Der synodale Prozess soll im Oktober 2023 in die Weltbischofssynode „Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation, Mission“ in Rom münden. In einer Erklärung im Anschluss an ihre Sommervollversammlung in Mariazell begrüßten die Bischöfe ausdrücklich den Prozess und bekundeten dem Papst ihre Unterstützung.

Die Bischofskonferenz lud zugleich alle Gläubigen ein, „sich gemeinsam auf diesen Weg zu begeben“ und erinnerte an das Ziel der Einmütigkeit. Synodalität stehe dafür, „sich offen und ehrlich auszutauschen, einander zuzuhören, und sich im gemeinsamen Gebet zu vertiefen, um zu erkennen, was Gott uns heute sagen will“.

Lackner verantwortlich für Prozess

Um die Kirche „insgesamt synodaler“ zu machen, soll über die Bischofssynode 2023 zunächst auf diözesaner, dann auf kontinentaler Ebene beraten werden. Als Verantwortlichen für den synodalen Prozess in Österreich wählte die Bischofskonferenz bei ihrer Zusammenkunft ihren Vorsitzenden, den Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der in dieser Aufgabe vom Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz unterstützt wird.

Nach der offiziellen Eröffnung der ersten dezentral beginnenden Bischofssynode am 9. und 10. Oktober durch Papst Franziskus in Rom fällt in jeder Diözese weltweit der Startschuss für Beratungen auf dieser teilkirchlichen Ebene. Dafür werde noch ein Leitfaden und ein Fragebogen vorgelegt, so die Bischöfe. Nicht nur Diözesen, auch Kurienbehörden, Ordensgemeinschaften, katholische Vereinigungen, Gemeinschaften und katholische Fakultäten sollen für sich einen solchen synodalen Prozess unternehmen, so der Wunsch des Papstes.

Ergebnisse im März 2022

Während der Konsultationen in Österreich werde Erzbischof Lackner engen Kontakt sowohl zu den Diözesen als auch zum vatikanischen Synodensekretariat halten. Die gebündelten Ergebnisse würden der Bischofskonferenz zu deren Frühjahrs-Vollversammlung im März 2022 vorgelegt, eine Zusammenfassung ergeht sodann an das Generalsekretariat der Synode in Rom, teilten die Bischöfe weiter mit.

Ein daraus erstelltes erstes Arbeitsdokument werde ab Herbst 2022 auf kontinentaler Ebene beraten, ein zweites berücksichtige auch diese synodalen Beratungen und bilde dann die Grundlage für die Bischofssynode im Oktober 2023.

Österreich ohne Caritas „unvorstellbar“

In der Aussendung ging die Bischofskonferenz auch auf das 100-Jahr-Jubiläum der Caritas ein. „Österreich ohne die Caritas wäre unvorstellbar“, so die Bischöfe. „Danke und Vergelt’s Gott für 100 Jahre Dienst am Nächsten und für die starke Stimme der Caritas für all jene, die selbst keine Stimme haben oder nicht gehört werden“.

Rund 1.600 professionelle Caritas-Einrichtungen in ganz Österreich würden gemeinsam mit den mehr als 3.000 Pfarren im Land ein verlässliches Netz bilden, „das gleichermaßen geprägt ist von Barmherzigkeit, Mitmenschlichkeit und Fachkompetenz“.

Frauen „Mehrheit“ bei Caritas

Caritas sei praktizierte Nächstenliebe mit tausenden hauptamtlichen und rund 50.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Mehrheit von ihnen seien Frauen und rund 75 Prozent aller Leitungspositionen in der Caritas sind mit Frauen besetzt, betonen die Bischöfe: „Alle in der Caritas Engagierten sind jeden Tag aufs Neue bemüht, in jedem Menschen Christus zu sehen und ihm auf Augenhöhe und in geschwisterlicher Liebe und Respekt zu begegnen.“

Die Caritas habe keine parteipolitischen Agenden, halten die Bischöfe fest. Sie stehe keiner Partei „näher“ oder „ferner“. Ihr Platz sei schlicht „an der Seite der Armen und all jener, die Hilfe brauchen; ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer Religion oder ihres Geschlechts“.

Caritas spricht für Kirche

Zu den Aufgaben der Caritas gehöre es auch, „mitunter unbequem zu sein und Verantwortungsträger daran zu erinnern, ihre Arbeit an den Grundsätzen von Gemeinwohl und Gerechtigkeit auszurichten“, so die Bischöfe und weiter: „Wenn die Caritas das Wort ergreift, dann ergreift die Kirche in Österreich das Wort. Wir Bischöfe stehen zur Caritas in unseren Diözesen und auf Österreich-Ebene.“ Der Einsatz für die Schwächsten, für die Armen, Alten, Kranken und Flüchtenden „ist und bleibt für uns alle christlicher Grundauftrag“.

Als Signal der Solidarität mit an Hunger leidenden Menschen hat die Bischofskonferenz beschlossen, dass am Freitag, 30. Juli, um 15 Uhr im Gedenken an die Sterbestunde Jesu in möglichst allen Pfarrgemeinden in Österreich die Glocken für fünf Minuten geläutet werden. Das Läuten der Kirchenglocken gegen Hunger solle entsprechende Hilfsmaßnahmen der Caritas unterstützen.

Ehe-Vorbereitung neu gestalten

Weitere Themen, mit denen sich die Bischöfe in der Vollversammlung auseinandersetzten und in der Erklärung Stellung nahmen, sind das von Papst Franziskus ausgerufenen „Jahr der Familie“, Ehe und Abtreibung. Im „Jahr der Familie“ wollen die österreichischen Bischöfe die kirchliche Ehe-Vorbereitung neu gestalten.

Damit soll ein Beitrag geleistet werden, als katholische Kirche zukünftig noch bewusster alle Familien zu stärken und zu „ermutigen, ihre wichtige Aufgabe zur Gestaltung unserer Gesellschaft wahrzunehmen“. Die individuelle Situation jedes Paares gelte es in der Vorbereitung einer kirchlichen Eheschließung in den Pfarren und Gemeinschaften stärker zu berücksichtigen.

Kritik an Vorstoß zu Abtreibung

Ablehnend äußerte sich die Bischofskonferenz zum Thema Abtreibung. Anlass für die Wortmeldung der Bischöfe ist der Bericht des kroatischen Abgeordneten Predrag Matic über „Die Situation der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte in der EU im Rahmen der Frauengesundheit“, der am 23. Juni im Europäischen Parlament zur Diskussion und Abstimmung vorliegt.

Darin fänden sich neben wichtigen Fragen auch fragwürdige Positionierungen „im hochsensiblen Bereich der Abtreibung“, so die Bischöfe. Das Plädoyer für die Freigabe der Abtreibung als Gesundheitsdienstleistung lehne die Kirche ab. Europa brauche „ein klares Ja zum Leben, ein Ja zur werdenden Mutter und ein Ja zum ungeborenen Kind, damit es Zukunft hat“.