Benedikt XVI.

Wie ein ehemaliger Papst beerdigt wird

Der Status von Benedikt XVI. als emeritierter Papst war stets mit vielen Fragezeichen behaftet. Und genauso wie mit seinem Rücktritt als Papst betritt die römisch-katholische Kirche mit seinem Tod Neuland. Ein Papst ist gestorben, doch ein Konklave braucht es nicht.

Was passiert, nachdem ein Papst gestorben ist, ist komplex, kirchenrechtlich festgelegt und beruht auf Traditionen, die zum Teil noch aus dem Mittelalter stammen. Von der Art und Weise, wie der Tod des Papstes verkündet werden muss und von wem, bis hin zum Prozedere, wie ein neuer Papst gewählt und präsentiert werden muss – nichts ist dem Zufall überlassen.

Nach dem Tod eines Papstes beginnt jedenfalls eine neuntägige Trauerzeit, die Novendiale. In dieser Zeit finden täglich spezielle Gottesdienste im Petersdom statt. Der Leichnam wird dort auch aufgebahrt und Trauernde haben die Möglichkeit, sich von ihm zu verabschieden. Der Papst trägt dabei rote Pontifikal-Gewänder, das Pallium und die Mitra als Kopfbedeckung. Das Begräbnis soll zwischen dem vierten und sechsten Tag nach dem Tod stattfinden.

Keine Sedisvakanz, kein Konklave

Mit dem Tod des Papstes tritt in der Regel die Sedisvakanz ein, also die papstlose Zeit. Frühestens am 15. und spätestens am 20. Tag nach Eintritt der Sedisvakanz versammeln sich die Kardinäle zum Konklave, um einen neuen Papst zu wählen. Doch den Nachfolger von Benedikt XVI., Papst Franziskus, gibt es ja bereits seit Jahren.

Keine Sedisvakanz, kein Konklave – diese Teile eines Papst-Begräbnisses fallen daher weg, sagte Vatikan-Expertin Gudrun Sailer zu religion.ORF.at. Die römisch-katholische Kirche schlägt damit ein neues Kapitel Kirchengeschichte auf. „Die Beerdigung eines emeritierten Papstes ist neu“, sagte Sailer.

Beerdigt als Papst

Dass Joseph Ratzinger 2013 vom Amt zurückgetreten war, spielt nun keine Rolle mehr, sagte Sailer. Beerdigt wird er als der, der er war – Papst. Mit den Riten und Ehren, die dazu gehören. Viel wurde im Vorfeld gerätselt, wie die Trauerfeierlichkeiten nun tatsächlich aussehen werden und ob Papst Franziskus selbst die Messe halten wird.

Nun gab der Vatikan Details bekannt: Die Trauerzeremonie für den emeritierten Papst Benedikt XVI. wurde für Donnerstag, den 5. Jänner, um 9.30 Uhr festgelegt. Somit findet das Begräbnis am sechsten Tag nach Benedikts Tod statt. Das teilte der Vatikan-Sprecher Matteo Bruni mit. Papst Franziskus wird die Trauerzeremonie im Petersdom leiten. Kardinal Christoph Schönborn und der Bischofskonferenz-Vorsitzende Erzbischof Franz Lackner werden als offizielle Vertreter der Kirche in Österreich an den Trauerfeiern teilnehmen. Bereits ab Montag wird der Leichnam von Benedikt XVI. im Petersdom aufgebahrt, Gläubige können dann Abschied nehmen.

Der emeritierte Papst Benedik XVI. und Papst Franziskus
Reuters/Vatican Media/Handout
Die römisch-katholische Kirche erlebte die vergangenen Jahre zwei Päpste

Die Totenfeier für den ehemaligen Papst Benedikt XVI. werde „feierlich, aber einfach“ sein. Damit werde dem Wunsch des Verstorbenen entsprochen. Zudem sei Benedikt XVI. seit fast zehn Jahren nicht mehr der amtierende Papst gewesen, auch deshalb werde es kein klassisches Papst-Begräbnis für ihn geben. Der emeritierte Papst wird nach der öffentlichen Trauerfeier auf dem Petersplatz in der Krypta unterhalb des Petersdoms beigesetzt.

Protokoll vorab ausgearbeitet

Auch wenn ein Papst-Begräbnis ohne Sedisvakanz und Konklave und mit einem amtierenden Papst im Stuhl Petri eine spezielle Angelegenheit ist: Der Vatikan ist nicht unvorbereitet. Das Protokoll, wie das Begräbnis von Papst Benedikt XVI. aussehen soll, ist vom Liturgischen Büro des Papstes unter dem päpstlichen Zeremonienmeister Guido Marini ausgearbeitet worden. Marini wurde noch von Papst Benedikt XVI. ernannt und blieb auch unter Franziskus in seinem Amt, bis er von ihm 2021 zum Bischof von Tortona ernannt wurde. Er und der verstorbene Papst teilten „die liturgische Sensibilität“, sagte Sailer.

„Jeder Papst kann verfügen, wie er beerdigt werden will“, so Sailer. Als seine letzte Ruhestätte soll Ratzinger Medienberichten zufolge jedenfalls das frühere Grab des heiligen Johannes Paul II. in der Krypta von St. Peter gewählt haben. Seinem Vorgänger habe er sich besonders verbunden gefühlt.