Pennsylvania

US-Kirche nach Missbrauchsskandal im Umfragetief

Der 2018 bekanntgewordene Missbrauchsskandal im US-Bundesstaat Pennsylvania hat den Ruf der römisch-katholischen Kirche laut einer Umfrage nachhaltig beschädigt. Das berichtet das Jesuiten-Magazin „America“.

In seiner aktuellen Ausgabe geht das Magazin von einer bei der Washingtoner Georgetown University in Auftrag gegebenen landesweiten Befragung. Knapp die Hälfte der befragten Katholikinnen und Katholiken sieht das Ansehen der Kirche durch den Skandal stark angeschlagen. Nur fünf Prozent geben an, die Enthüllungen von sexuellem Missbrauch durch Geistliche habe der Kirche „überhaupt nicht“ geschadet. Das Thema hat laut dem Ergebnis fast sechs von zehn katholischen Gläubigen in den USA „sehr“ oder „ziemlich“ beschäftigt.

Das Krisenmanagement von Papst Franziskus wird in der Umfrage von der Hälfte der Befragten als „hinreichend“ bewertet. Viele Gläubige haben nach jahrelangen Missbrauchsschlagzeilen Probleme, positiv über ihren Glauben und ihre Kirche zu sprechen. Rund ein Drittel gibt an, die Krise habe sie „verlegen“ gemacht. Gleichzeitig aber sagen sieben von zehn Katholiken, sie seien „stolz“, katholisch zu sein.

Ein Schild „God Bless America“ und eine Amerika-Flagge nahe einer Kirche in Pennsylvania
Reuters/Carlos Barria
Der 2018 bekanntgewordene Missbrauchsskandal in der US-amerikanischen Kirche hat laut einer Umfrage nahhaltig Schaden angerichtet

Junge „desillusioniert“ und „enttäuscht“

Unter den jüngeren Katholikinnen und Katholiken, die der US-Kirche den Rücken gekehrt haben, machen der Umfrage zufolge nur vier Prozent die Missbrauchskrise dafür verantwortlich. Fast jeder Fünfte nennt allgemeine „Desillusionierung“ und „Enttäuschung“ gegenüber der Institution als Grund für den Kirchenaustritt.

Befragt nach den Ursachen für sexuellen Missbrauch durch Geistliche, machte mehr als jeder Fünfte den Zölibat dafür verantwortlich. Nur drei Prozent der Befragten sehen Homosexualität unter Priestern als Grund. Ebenso wenige sagen, das Alleinlassen von Kindern mit Priestern habe den Missbrauch erst möglich gemacht. In der Frage der Vertrauenswürdigkeit schneiden Ordensschwestern mit 75 Prozent Zustimmung besonders gut ab.

Mindestens 1.000 Kinder missbraucht

Im Bundesstaat Pennsylvania hatte eine staatliche Jury im Sommer 2018 rund 300 zumeist verstorbene Priester beschuldigt, in den vergangenen 70 Jahren mindestens 1.000 Kinder und Jugendliche missbraucht zu haben. In den untersuchten Diözesen des Bundesstaates habe eine „Kultur des Vertuschens“ durch Kirchenobere geherrscht. Nach dem Missbrauchsskandal in der US-Kirche Anfang der 2000er-Jahre riss der Fall Pennsylvania alte Wunden wieder auf.