Tag der indigenen Völker

Indigene bezahlen Umweltschutz mit ihrem Leben

Die Hüterinnen und Hüter der Wälder leben gefährlich: Zwar gelten die indigenen Völker im Kampf gegen den Klimawandel als wichtige Verbündete, aber intensive Landwirtschaft, illegaler Bergbau und riesige Energieprojekte rücken die Indigenen ins Fadenkreuz von Großkonzernen und Kriminellen.

Immer wieder werden indigene Aktivistinnen und Aktivisten in Lateinamerika ermordet, wenn sie Widerstand gegen wirtschaftliche Aktivitäten in ihren traditionellen Siedlungsgebieten leisten, so ein Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vom Montag.

„Wenn wir das Töten der indigenen Umweltschützer nicht stoppen, wird es nicht gelingen, den Regenwald und damit das Klima zu schützen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Pater Michael Heinz, anlässlich des Internationalen Tags der indigenen Völker am Montag. „Dieses Töten der indigenen Waldschützer muss enden.“

Hunderte wurden getötet

Im vergangenen Jahr wurde in der Region durchschnittlich jeden zweiten Tag ein indigener Aktivist getötet. Seit 2014 kamen in Lateinamerika nach Angaben von Adveniat 600 indigene Umweltschützerinnen und Umweltschützer gewaltsam ums Leben. Viele indigene Organisationen in der Region sehen eine wachsende Gefahr für Leib und Leben ihrer Mitglieder.

Auf der ganzen Welt zählen sich nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker über 370 Millionen Menschen zu insgesamt mindestens 5.000 indigenen Völkern. Im Kampf gegen Klimawandel und Umweltzerstörung spielen die Urvölker eine Schlüsselrolle. Laut einer Studie der Welternährungsorganisation (FAO) schützen Indigene ihre Ländereien besonders gut vor Abholzung und Zerstörung.

Schutz vor Abholzung und Zerstörung

„Die fundamentale Rolle der indigenen Völker ist es, als Hüter der Wälder den Reichtum der Natur zu schützen“, sagte Tuntiak Katan von Volk der Shuar in Ecuador der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist unsere Lebensweise. Wir sind Teil der Natur und die Natur ist Teil von uns.“

Indigener Mann in Para, Brasilien
Reuters/Lucas Landau
Indigene kämpfen um ihre Lebensgrundlagen (Bundesstaat Para, Brasilien)

In Brasilien versucht die rechte Regierung von Präsident Jair Bolsonaro derzeit allerdings, den Indigenen ihre Ländereien mit rechtlichen Mitteln streitig zu machen. Die Abgeordnetenkammer billigte vor wenigen Tagen ein Gesetz, nach dem Landbesetzer künftig legale Eigentumstitel für geraubte Gebiete erhalten können. Wochenlang protestierten Indigene vor dem Kongress in Brasilia gegen die Initiative, die nun in den Senat geht.

WWF: Landraub nicht legalisieren

„Es ist sehr wichtig, dass die Gesellschaft klar und unmissverständlich zum Ausdruck bringt, dass Landraub ein Verbrechen ist und nicht legalisiert werden darf“, hieß es in einer Stellungnahme der Umweltschutzorganisation WWF.

Der Staat belohne die Diebe nun auch noch, indem er das gestohlene Land legalisiere, kritisierte der indigene Dachverband Apib in Brasilien. „Wenn sie unsere Territorien besetzen, hat das nicht nur große Auswirkungen auf das Land, sondern auch auf unsere Kultur“, sagte Marcia Wayna Kambeba vom Volk der Omagua im brasilianischen Bundesstaat Para. „Ich fürchte, dieses Gesetz wird einen Prozess der Auslöschung im Amazonasgebiet auslösen.“