Evangelisch

Neuer Superintendent für Burgenland

Am 1. September übernimmt Robert Jonischkeit die burgenländische Superintendentur der Evangelischen Kirche A.B. Im APA-Interview äußerte er sich zu den Themen Klima, Sterbehilfe, Asyl und Migration, sowie zu Gottesdiensten in Pandemie-Zeiten.

Eine 1-G-Regelung für die Kirche kann sich Jonischkeit nur schwer vorstellen: „Jemanden, der zum Gottesdienst kommen will, an der Kirchentür zurückzuweisen, das widerstrebt mir“, so der neue Superintendent im APA-Interview. Für den Besuch einer Kirche gelten derzeit Bestimmungen wie der Mindestabstand, kein Singen ohne FFP2-Maske und Desinfektion, nicht jedoch die 3-G-Regel – Geimpft, Getestet oder Genesen.

„Die Kirche möchte offen und einladend sein“, an die Vorgaben habe man sich jedoch immer streng gehalten, betonte Jonischkeit. Sollte es die Infektionslage erfordern und sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern, werde man auch diese befolgen. Eine generelle Impfpflicht lehnt Jonischkeit ab, so es sich vermeiden lässt: „Mit Überzeugung ist viel zu machen.“ Er pocht viel eher darauf, Menschen die Angst vor der Impfung zu nehmen. Vorstellbar ist für ihn persönlich hingegen eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen.

Robert Jonischkeit, Superintendent der Evangelischen Dišzese Burgenland
APA/Herbert Neubauer
Robert Jonischkeit übernimmt am 1. September die Superintendentur Burgenland

Angebote für „Kirchenferne“

In den Lockdowns habe er, um eine gewisse Regelmäßigkeit zu erhalten, Videos für die Gläubigen aufgenommen. Trotz bester Internetverbindung sei es aber schwierig, Gemeinschaft virtuell herzustellen. Jetzt gelte es, die Menschen wieder in Gottesdienste zu bringen. Jonischkeit möchte neben der Kerngemeinde mit einem guten Bezug zur Kirche auch „Kirchenferne“ ansprechen, zu denen oft Jugendliche gehören. Schon als Gemeindepfarrer habe er einiges ausprobiert, wie etwa ein eigenes Gesprächsangebot im Kaffeehaus oder Kirchenführungen: „Da fühlten sich einige angesprochen.“

„Anderes Signal“ bezüglich Asyl erwünscht

In der Diskussion über Zuwanderung, Migration, Asyl und Subsidiären Schutz fordert Jonischkeit eine sensiblere Trennung dieser Themen. „Absolut unverständlich“ sei die Vorgangsweise der Regierung in Bezug auf Afghanistan: „Angesichts der Situation in Afghanistan zu sagen, wir nehmen niemanden mehr auf, das widerspricht meines Erachtens nicht nur der Genfer Flüchtlingskonvention, sondern grundsätzlich dem, was ich unter der europäischen Kultur verstehe.“

Die Umsetzung einer derartigen Aussage sei aufgrund bestehender internationaler Verträge auch gar nicht möglich, ortet der Superintendent lediglich den „Versuch einer Botschaft an die Öffentlichkeit“: „Wobei ich mir natürlich ein anderes Signal der Regierung wünschen würde.“

„Individuelle Rahmenbedingungen“ für Sterbehilfe

Aufgabe der Regierung ist es auch, bis Jahresende das aufgehobene Verbot der Sterbehilfe neu zu regeln. Dies sei ein „unglaublich komplexes Thema“, stellte Jonischkeit fest. Inhaltlich schließe er sich Aussagen über den Wert und den Schutz des Lebens an. Aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit in der Krisenintervention kann er den persönlichen Wunsch, nicht weiterleben oder nicht auf eine bestimmte Art sterben zu wollen, aber nachvollziehen.

„Was ich mir nicht wünsche ist, dass durch gesetzliche Bestimmungen dann wieder ein indirektes Totalverbot entsteht. Es wird sehr genaue und individuelle Rahmenbedingungen brauchen, wie eine solche Begleitung geregelt werden kann.“

Bewahrung des Planeten biblischer Auftrag

Eine zentrale Aufgabe sei auch der Klimaschutz: „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass eine lebbare Zukunft auf diesem Planeten auch für die nächste Generation möglich ist. Das führt uns nicht in die Steinzeit. Der vom Menschen gemachte Klimawandel ist wirklich ein Thema, mit dem wir uns nicht nur in langen Theorien, sondern in der Praxis beschäftigen müssen“, meinte der Vater zweier Söhne.

Biblisch gesehen werde manchmal darauf hingewiesen, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist und alles könne und dürfe. „Aber gleichzeitig ist uns der Schutz und die Bewahrung des Planeten aufgetragen. Das ist der zweite Teil und der ist jetzt extrem wichtig“, so Jonischkeit.

In nur einem Wahlgang gewählt

Der gebürtige Tiroler war zuletzt Pfarrer in Kufstein und wurde Anfang März dieses Jahres zum neuen burgenländischen Superintendenten gewählt. Durchaus überraschend, wie er selbst meinte, denn gleich im ersten Wahlgang erlangte er die hierfür nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Er setzte sich außerdem gegen zwei Pfarrerinnen aus dem Burgenland durch. Als seine zentrale Aufgabe sieht Jonischkeit, mit viel Zeit und offenen Ohren bei den Gemeinden reinzuhören und diese Themen bei den eigenen Zielen zu berücksichtigen.