Vatikan
Reuters/Remo Casilli
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Katholiken

Leitfaden für katholische Weltsynode veröffentlicht

Für die am 9. Oktober beginnende zweijährige Weltsynode der katholischen Kirche hat der Vatikan am Dienstag zwei wichtige Vorbereitungsdokumente veröffentlicht. Sie sollen in der ersten Phase des Projekts den Ortskirchen als Impulse und Leitfaden dienen.

Mit dem weltweiten Prozess will der Papst die katholische Kirche synodaler machen, berichtete Kathpress am Dienstag: Einzelne, Gruppen und Verantwortliche sollen stärker aufeinander hören und mehr Menschen beteiligt werden. Nur so könne sich die Kirche Herausforderungen stellen und die christliche Botschaft angemessener bezeugen.

Das vom Generalsekretariat der Bischofssynode veröffentlichte Vorbereitungsdokument trägt den Titel „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“. Es skizziert den Kontext, in dem die Weltsynode stattfindet: Covid-19-Pandemie, soziale Ungleichheit, Missbrauchsskandale in der Kirche, Klimawandel, Migration. Zugleich beschreibt es den Stil des synodalen Prozesses.

Aufeinander-Hören, Gebet, Austausch

Statt um parlamentsartige Abstimmungen gehe es um sorgfältiges Aufeinander-Hören, mutige Visionen, Gebet, Besinnung, Austausch. Ziel sei, in der jeweiligen Situation den Willen Gottes zu erkennen. Als Appell zum „gemeinsamen Gehen“ folge der Weg der Synodalität dem vom Zweiten Vatikanischen Konzil vorgeschlagenen „aggionamento“.

„Synodalität als Form, als Stil und als Struktur der Kirche durchdeklinieren“: Darauf sind laut Vatikan die Hauptziele der Weltsynode ausgerichtet. Sinn des Weges sei vor allem, „das Antlitz und die Gestalt einer synodalen Kirche zu entdecken, in der jeder etwas zu lernen hat: das gläubige Volk, das Bischofskollegium, der Bischof von Rom – jeder im Hinhören auf die anderen und alle im Hören auf den Heiligen Geist“. Insbesondere dürften die Bischöfe auf dem synodalen Weg keine Angst haben, „der ihnen anvertrauten Herde zuzuhören“, heißt es im Vorbereitungsdokument.

Ab 17. Oktober Konsultationen in Diözesen

Begonnen wird damit ab 17. Oktober in den Teilkirchen und Diözesen der Weltkirche. Das Vorbereitungsdokument diene als Instrument, um die erste „Phase des Zuhörens und der Konsultation des Volkes Gottes in den Teilkirchen“ im Zeitraum von Oktober 2021 bis April 2022 zu fördern.

„Dies geschieht in der Hoffnung, die Ideen, die Energien und die Kreativität all derer voranzubringen, die auf diesem Weg teilnehmen“, wird festgehalten. Leitlinien sind etwa ein Zuhören „ohne Vorurteile“, das Wort zu ergreifen „mit Mut und Freiheit des Herzens“, aber auch der Dialog mit der Kirche, der Gesellschaft und anderen christlichen Konfessionen.

Diözesen schicken Überlegungen ein

Auf maximal zehn Seiten sollen die Diözesen die Ergebnisse der Überlegungen zusammenfassen und an das Synodensekretariat senden. „Wir erinnern daran, dass es nicht Zweck dieser Synode und daher auch nicht der Konsultation ist, Dokumente zu produzieren, sondern ‚Träume aufkeimen zu lassen, Prophetien und Visionen zu wecken, Hoffnungen erblühen zu lassen, Vertrauen zu wecken, Wunden zu verbinden, Beziehungen zu knüpfen, eine Morgenröte der Hoffnung aufleben zu lassen, voneinander zu lernen und eine positive Vorstellungswelt zu schaffen, die den Verstand erleuchtet, das Herz erwärmt, neue Kraft zum Anpacken gibt‘“, heißt es abschließend in dem 25-seitigen Vorbereitungsdokument.

„Vademecum“ für synodalen Prozess

Ein parallel veröffentlichter Leitfaden, „Vademecum“ genannt, gibt zudem Hinweise, wie Verantwortliche in Diözesen, Orden, geistlichen Gemeinschaften und Verbänden solche synodalen Treffen organisieren können. Der Leitfaden warnt vor Fallstricken und umreißt mögliche Themenfelder. In dem dazu gehörenden Fragenkatalog geht es eher um Verfahren und die Einstellung der Beteiligten als um detaillierte inhaltliche Themen.

Das Vorbereitungsdokument erwähnt und würdigt bereits bestehende synodale Prozesse und Wege, etwa in Lateinamerika, Irland, Deutschland und Australien sowie in einzelnen Diözesen. Von den in Deutschland behandelten Themen tauchen stichwortartig die kritische Rückfrage an kirchliche Strukturen auf, Missbrauch, Klerikalismus. Gefordert wird auch, auf jene zu hören, die in der Kirche bisher weniger zu Wort kommen: junge Menschen, Frauen, Arme, Ausländer, aus der Kirche Ausgetretene.

Versammlung selbst im Oktober 2023

Nach einer ersten gut halbjährigen Phase auf Ebene der Ortskirchen folgt 2022/2023 ein weiterer synodaler Prozess auf Kontinentalebene, in Europa über den Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). Dieser wiederum mündet in eine Versammlung der Bischofssynode selbst im Oktober 2023 in Rom. Die jeweiligen Zwischenergebnisse werden von Bischofskonferenzen und Synodensekretariat ausgewertet und zusammengefasst, um der nächsten Runde als Arbeitsgrundlage zu dienen.

Ab 2024 sollen die Ergebnisse der Bischofssynode weltweit vor Ort implementiert werden. Ziel ist es, bei allem eine möglichst große Zahl auch sehr unterschiedlicher Mitglieder der Kirche zu beteiligen. Bereits 2018 hatte Franziskus die Ordnung der 1965 von Papst Paul VI. gegründeten Bischofssynode so geändert, dass Vor- und Nachbereitung ein größeres Gewicht bekommen und daran mehr Menschen beteiligt werden.