Medienbericht

Letzter Jude Afghanistans auf dem Weg in die USA

Zebulon Simentov, letzter in Afghanistan lebender Jude, ist nun offenbar doch auf dem Weg in die USA. Mitte August hatte Simentov in einem Interview erklärt, er werde auch nach der erneuten Machtübernahme der Taliban in Kabul bleiben, da sich sonst niemand um die Synagoge kümmern könne.

Ein Reporter der internationalen jüdisch-orthodoxen Zeitschrift „Ami Magazine“ sei nach Kabul geflogen, um Simentov vor den Taliban zu retten, schrieb die Zeitschrift am Dienstag in einem Twitterbeitrag. Simentov sei „sicher und auf dem Weg in die USA“.

Zuletzt war Simentov in die Kritik geraten, weil er seiner Ehefrau seit Jahren die Einwilligung in eine Scheidung verweigert. Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER), Moskaus Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, hatte sich öffentlich bereiterklärt, nach Afghanistan zu fliegen, um die Scheidung zu regeln, Simentov lehnte jedoch laut einem Twitterbeitrag Goldschmidts ab.

Zebulon Simentov galt lange als letzter in Afghanistan lebender Jude
APA/AFP/Wakil Kohsar
Zebulon Simentov galt lange Zeit als letzter in Afghanistan lebender Jude

Einst 40.000 Juden in Afghanistan

Der 62-jährige Diamanten- und Teppichhändler Simentov wurde in der afghanischen Stadt Herat geboren und lebte die längste Zeit seines Lebens in Kabul. Seine Ehefrau, eine tadschikische Jüdin, sowie beide Töchter leben seit 1998 in Israel.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten nach Schätzungen rund 40.000 Jüdinnen und Juden in Afghanistan, deren Geschichte 2.000 Jahre zurückreicht. Mit der Gründung Israels 1948 verließen die meisten von ihnen das Land. Fast alle der verbliebenen rund 300 Jüdinnen und Juden emigrierten mit der sowjetischen Intervention in Afghanistan 1979. Simentov galt lange als letzter dort lebender Jude.