Wegweiser für die jüdischen Friedhöfe in Österreich
Walter Reichl
Walter Reichl
Österreich

Neuer Wegweiser zu jüdischen Friedhöfen

Der Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus hat einen Wegweiser für Besucherinnen und Besucher jüdischer Friedhöfe in Österreich herausgebracht. Der Wegweiser liefert Informationen, interaktive Karten und Fotos zu mehr als 60 Friedhöfen im Land.

Die auf Deutsch und Englisch erschienene Publikation wurde gemeinsam mit den Israelitischen Kultusgemeinden sowie zivilgesellschaftlichen Initiativen erstellt und umfasst erstmals alle bekannten jüdischen Friedhöfe sowie Israelitische Abteilungen von Friedhöfen im gesamten Bundesgebiet.

Der neue Wegweiser wurde als „ebenso handlich wie informativ“ beschrieben: Mittels QR-Codes können Daten zu über 60 jüdischen Friedhöfen sowie bereits durchgeführte Sanierungsprojekte über die Website des Friedhofsfonds abgerufen werden. Zudem besteht die Möglichkeit, die Friedhöfe auf interaktiven Karten via GPS zu erkunden. Neben den wichtigsten historischen Eckdaten, Informationen zum Besuch eines Friedhofs, einem Foto und Kartenausschnitt finden sich im Wegweiser auch Kontaktdaten zu Ansprechpartnern für Führungen.

Jüdischer Friedhof in Wien in der Seegasse im neunten Bezirk.
APA/Georg Hochmuth
Der jüdische Friedhof in Wien in der Seegasse im neunten Bezirk

Friedhöfe als „Häuser des Lebens“

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka betonte als Vorsitzender des Nationalfonds und des Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe (Friedhofsfonds) die Wichtigkeit aller Beiträge zur Erhaltung. Oberrabbiner Jaron Engelmayer von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien unterstrich in der Aussendung des Nationalfonds am Donnerstag die Bedeutung der jüdischen Friedhöfe: „In der jüdischen Tradition werden Friedhöfe deswegen auch Haus des Lebens oder Haus der Lebenden genannt, darauf hinweisend, dass das irdische Leben zwar ein Ende gefunden hat, nicht aber das seelische.“

Österreich verpflichtete sich im Washingtoner Abkommen 2001 zur Unterstützung bei der Restaurierung und Erhaltung jüdischer Friedhöfe in Österreich. Dazu wurde der Friedhofsfonds eingerichtet, der bis 2030 jährlich mit einer Million Euro an Bundesmitteln dotiert ist. Bisher wurden auf 15 jüdischen Friedhöfen Sanierungsprojekte mit Fördermitteln in Höhe von insgesamt rund 8,5 Millionen Euro unterstützt.

Friedhöfe verfallen

„Jüdische Friedhöfe in Österreich waren über Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben“, wies Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds und Friedhofsfonds, hin. Mit ihrer Sanierung gelinge es nun schrittweise, „sie in das kollektive Gedächtnis Österreichs zurückzuholen“.

Der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister hatte gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn Anfang September den jüdischen Friedhof in Wien-Währing besucht; die beiden machten sich ein Bild von den dortigen Renovierungen.