Minoritenkirche, rechts: Rathaus; Dächer der Innenstadt, Blick auf Kirche / Kirchturm
Rupprecht@kathbild.at
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Kirchenschenkung

Wiener Minoritenkirche gehört jetzt Piusbruderschaft

Die Minoritenkirche in der Wiener Innenstadt hat einen neuen Besitzer – die lefebvreanische Priesterbruderschaft. Der private Verein „Italienische Kongregation Maria Schnee“ hat sie vor dem Sommer dem Verein der Freunde dieser konservativen Bewegung geschenkt.

Die Erzdiözese Wien war in diese Transaktion nicht eingebunden, sie erfuhr davon aus den Medien, stellte deren Sprecher Michael Prüller am Samstag gegenüber Kathpress klar.

Die Minoritenkirche war, seit Kaiser Josef II. sie 1786 der Italienischen Kongregation (Congregazione Italiana) zu diesem Zweck übergab, das spirituelle Zuhause der katholischen Gemeinde der Italiener in Wien.

Dieser Stiftungszweck könne mit der jetzigen Schenkung „an die mit der katholischen Kirche im Konflikt stehende Piusbruderschaft wohl nicht mehr erfüllt werden“, merkte Prüller an.

Konflikt zwischen Piusbruderschaft und Bischof

Die Erzdiözese habe über das weitere Geschehen in der Minoritenkirche (die Piusbruderschaft steht seit Ende Juni als Eigentümer im Grundbuch) keinen Einfluss und keine Aufsicht, „da die Piusbruderschaft den regulären Bischof nicht als Vorgesetzten anerkennt“.

Die Seelsorge für die „sehr lebendige“ katholische Gemeinde der in Wien lebenden Italiener – insgesamt sind es rund 13.500 – sei aber ungefährdet. Die Erzdiözese hat diese schon vor einigen Monaten in die Pfarrkirche in der Alservorstadt verlegt, betonte der Sprecher von Kardinal Christoph Schönborn.

Die 1970 gegründete Piusbruderschaft befindet sich laut Kathpress aktuell zwar nicht mehr im „radikalen Schisma mit der Katholischen Kirche, aber sie gehört auch nicht ganz dazu“. Mit der durch Papst Benedikt XVI. 2009 erfolgten Aufhebung der Exkommunikation von vier von Gründer Marcel Lefebvre geweihten Bischöfen begann ein Prozess der Annäherung.

Papst Franziskus, der die Theologie der Lefebvrianer schärfer ablehne als seine Vorgänger, habe sich barmherzig gezeigt – und etwa die Gültigkeit der Beichte und der Eheschließungen bei Priestern der Piusbruderschaft ausdrücklich anerkannt.