Reise

Benedikt XVI.: „Gehe nach Regensburg – morgen“

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. (94) habe im Juni letzten Jahres nicht schnell genug zum letzten Besuch bei seinem Bruder Georg in Regensburg aufbrechen können und habe dabei ärztlichen Rat ignoriert. Das erzählte Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein am Wochenende bei einer Veranstaltung in Rom.

Der Zustand von Georg Ratzinger (97) habe sich ab Mai 2020 rapide verschlechtert. „Auf einmal war die Kraft weg, die Sprache weg“, so Erzbischof Gänswein. Da habe Benedikt, der selbst sehr altersschwach ist, entschieden: „Ich gehe nach Regensburg, schnellstmöglich! (…) Nicht übermorgen, morgen.“

Papst Franziskus habe Benedikt bei dem Vorhaben unterstützt, von vatikanischer und bayrischer Seite sei alles getan worden, um den Plan umzusetzen. „Benedikt meinte, man könne mit einer Privatmaschine fliegen, heimlich“, sagte Gänswein bei der Tagung des Neuen Schülerkreises Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. am Samstag.

„Das Bett war etwas kurz“

Aus logistischen Gründen sei das aber nicht gegangen, man habe die Reise auch kommunizieren wollen. In Regensburg habe der emeritierte Papst im Gästeflügel des Priesterseminars gewohnt, „sehr nobel eingerichtet“. „Nur das Bett war etwas kurz.“

Benedikt XVI. und Georg Ratzinger, Bild vom April 2012
Reuters/Osservatore Romano
Benedikt XVI. und Georg Ratzinger, Bild vom April 2012

Benedikt habe eine Gesichtsrose (Herpes Zoster) gehabt mit roten Flecken auf einer Gesichtshälfte. Der Arzt in Rom habe gesagt, das sei gefährlich. Aber dieser Herpes Zoster, der sehr schmerzhaft sei, habe Benedikt nicht von seiner Reise abhalten können, erzählte Gänswein.

Er habe sich dann mit „letzter Kraft nach Regensburg geschleppt“ und Abschied von seinem Bruder, dem langjährigen Leiter der Regensburger Domspatzen, genommen. Georg sei stets davon überzeugt gewesen, dass Benedikt vor ihm sterben würde. Aber Gott habe anders entschieden, sagte Gänswein. Wenige Tage nach dem Besuch Benedikts starb Georg Ratzinger.

Benedikt XVI. „stabil in der Schwäche“

Gänswein, gab am Wochenende allgemein neue Informationen zum Gesundheitszustand des ehemaligen Kirchenoberhauptes. Benedikt XVI. sei „stabil in der Schwäche“, sagte Gänswein dem Schweizer katholischen Nachrichtenportal Kath.ch (Sonntag): „Er ist physisch mit 94 Jahren sehr unstabil, aber er hat einen klaren Kopf. Und: Er hat den Humor nicht verloren.“

Der emeritierte Papst, der seit seinem Amtsverzicht im Kloster Mater Ecclesiae in den vatikanischen Gärten lebt, könne weiterhin alles machen, was er wolle, erklärte sein Sekretär. „Natürlich braucht er bei dem einen oder anderen Hilfe. Aber das Wichtigste ist: Er nimmt am Leben teil.“

Laut Gänswein wird Benedikt XVI. zwar keine weiteren Bücher mehr schreiben. Das schließe aber nicht aus, dass ältere Schriften von ihm veröffentlicht würden. Zuletzt kam es am Donnerstag zur Veröffentlichung eines Sammelbandes mit Texten des früheren Papstes zu Europa. Darin sprach sich Benedikt XVI. in der Einleitung unter anderem erneut gegen die „Ehe für alle“ aus.