Kardinal Rainer Maria Woelki
APA/AFP/Ina Fassbender
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Deutschland

Papst verordnet Kölner Kardinal Woelki Auszeit

Papst Franziskus schickt den Kölner Kardinal Erzbischof Rainer Maria Woelki in eine mehrmonatige Auszeit. Diese beginnt Mitte Oktober und dauert bis zur Fastenzeit im kommenden Jahr, wie der Vatikan am Freitag in einer von der Apostolischen Nuntiatur in Berlin veröffentlichten Mitteilung erklärte.

Begründet wird der Schritt mit einer Vertrauenskrise in der Erzdiözese Köln, die bei der Missbrauchsaufarbeitung auch durch „große Fehler“ Woelkis vor allem in der Kommunikation entstanden sei. Der Papst attestierte dem Kardinal bei der Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe „große Fehler“. Während dessen Auszeit bis zum 1. März werde Weihbischof Rolf Steinhäuser als Apostolischer Administrator eingesetzt, kündigte der Vatikan zudem an.

Bei Woelki „hat sich kein Hinweis darauf ergeben, dass er im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs rechtswidrig gehandelt hat“, hieß es in dem Schreiben aus Rom. Die Behauptung, der Kardinal habe etwas vertuschen wollen, sei widerlegt. „Dennoch hat Kardinal Woelki in der Herangehensweise an die Frage der Aufarbeitung insgesamt, vor allem auf der Ebene der Kommunikation, auch große Fehler gemacht. Das hat wesentlich dazu beigetragen, dass es im Erzbistum zu einer Vertrauenskrise gekommen ist, die viele Gläubige verstört.“

Kritik: Auszeit „nicht genug“

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, kritisierte umgehend die Entscheidung des Papstes. „Ich kann die vatikanische Entscheidung zum Verbleib von Kardinal Woelki im Amt nicht verstehen“, teilte Sternberg am Freitag mit. „Das Instrument einer Auszeit ist nicht genug. Es ist völlig unklar, was am Ende einer solchen Auszeit stehen kann, und sie ist nicht geeignet, um verlorengegangenes Vertrauen wiederherzustellen.“

Die Auszeit sei keine Lösung der Vertrauenskrise, kritisierte Sternberg. „In der Politik und in demokratischen Strukturen kann ein Amtsverzicht dazu beitragen, Verantwortung zu übernehmen und Veränderungen einzuleiten. Mit der römischen Entscheidung wird ein solcher Erneuerungsprozess, der bitter nötig ist, verhindert.“

Woelki: Vertrauensverlust „schmerzt“

Kardinal Woelki erklärte am Freitag, ihm sei bewusst, dass in der Erzdiözese Köln in den vergangenen Monaten Vertrauen verloren gegangen sei. Das schmerze ihn sehr. Er habe dem Papst von einem schon länger bestehenden Gedanken einer geistlichen Auszeit für sich erzählt. Ein Innehalten sei notwendig.

Eine Brücke mit dem Kölner Dom im Hintergrund
APA/dpa/Oliver Berg
Das Erzbistum Köln steckt in einer tiefen Krise

Um nachdenken zu können und Raum zu öffnen, damit Vertrauen wieder wachsen könne, habe er den Papst gebeten, sich von Mitte Oktober bis zum 1. März in die Reflexion und vor allem ins Gebet zurückziehen zu können. Franziskus habe ihm das gewährt. „Ich gehe diesen Weg mit der klaren Botschaft des Heiligen Vaters, dass wir seriös und umfassend aufgeklärt und nichts vertuscht haben“, erklärte Woelki. „Ich möchte Sie bitten, in den kommenden Wochen für das Erzbistum und für mich zu beten, auch ich verspreche Ihnen mein inständiges Gebet“, sagte Woelki an die Adresse der Gläubigen.

Bistum in tiefer Krise

Das Erzbistum Köln steckt seit etwa einem Jahr in einer tiefen Krise, die sich unter anderem in einer Welle von Kirchenaustritten niederschlägt. Ausgelöst worden war die Krise ursprünglich, weil Woelki ein von ihm selbst in Auftrag gegebenes Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsvorwürfen nicht veröffentlichen wollte.

Er führte dafür rechtliche Gründe an. Im Zuge des dadurch entstandenen Streits entfremdeten sich der Kardinal und die wichtigsten Gremien des größten Bistums Deutschlands immer weiter. Darauf reagierte Papst Franziskus in diesem Jahr, indem er zwei Bevollmächtigte ins Erzbistum Köln entsandte, den Stockholmer Kardinal Anders Arborelius und den Rotterdamer Bischof Hans van den Hende. Sie befragten unter anderem Missbrauchsopfer und erstellten anschließend einen Untersuchungsbericht für den Papst.

Amtsverzicht von Weihbischöfen abgelehnt

Papst Franziskus lehnte auch die Amtsverzichte der Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff, die in der Kölner Missbrauchsaffäre wegen Pflichtverletzungen beurlaubt worden waren, ab.

Sie hätten zwar in ihren früheren Funktionen vereinzelt Fehler begangen, nicht aber die Absicht gehabt, Missbrauch zu vertuschen oder Betroffene zu ignorieren. Puff werde sofort seinen Dienst wieder aufnehmen, so der Vatikan. Schwaderlapp werde wunschgemäß ein Jahr lang als Seelsorger in der kenianischen Erzdiözese Mombasa arbeiten, bevor er wieder in Köln tätig werde.