Eine Auswahl an Filmen aus früheren Programmen, ergänzt durch neue Produktionen, drücke heuer mehr denn je die Ziele des JFW aus, so eine Aussendung: Trotz zunehmenden Antisemitismus’ die einheimische jüdische Kultur zu stärken, trotz aller Konflikte in gegenseitigem Respekt friedlich zusammenzuleben. Trotz Rückschlägen zu lachen. Ergänzt wird das Programm durch Vorträge und Podiumsdiskussionen.
Zum Festivaljubiläum wird bewusst eine Auswahl an Filmen wieder gezeigt, die bereits im Laufe der letzten 30 Jahre im Rahmen des Festivals gelaufen sind. „So kann unser Festivalpublikum eine Filmwelt wiederentdecken, die heute kaum mehr in den Kinos zu sehen ist“, heißt es in der Aussendung.
Fokus auf Zusammenleben
Überall, wo sich Interessen gegenüberstehen und unterschiedliche Lebensanschauungen aufeinandertreffen, entstehen Konflikte. Das sei in Europa genauso wie im Nahen Osten. Das Jüdische Filmfestival thematisiert die Fragen: Wie ergeht es Jüdinnen und Juden in einem nichtjüdischen Umfeld? Wie verhält sich das Zusammenleben mit nichtjüdischen Nachbarn?
Diese Themen finden sich in allen Genres – beispielsweise in den Dramen „Nachbarn“ (CH 2021), „Thou Shalt Not Hate“ (I/P 2020), „Der Sohn der anderen“ (F 2012) und „Lemon Tree“ (IL 2008), den Komödien „An American Pickle“ (USA 2020), „Dough“ (GB/H 2015) und „Alles koscher“ (GB 2010) und dem Dokumentarfilm „Song Searcher“ (RUS 2020).
Sozialkomödie eröffnet
Weil Komödien zeitlos seien, werden beliebte lustige Filme aus der Festivalgeschichte gezeigt: „Der Blaumilchkanal“ (IL 1969), „Die Abenteuer des Rabbi Jacob“ (F 1973), „Hester Street“ (1975) und „Le Chat du Rabin“ (F 2011).
Die Eröffnungssozialkomödie „Alles außer gewöhnlich“ (Hors Normes, F 2019) von Eric Toledano und Olivier Nakache legt den Fokus auf das konstruktive Zusammenleben. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten und schildert ein Zusammenleben, in dem Religion und Herkunft keine Rolle spielen. Die Eröffnungsrede wird Cornelius Obonya in seiner Funktion als Präsident der Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich halten.
Schwerpunkt Antisemitismus
In Vorträgen und Podiumsdiskussionen wird österreichischer Antisemitismus seit Karl Lueger behandelt. Es geht um die Entwicklung des Antisemitismus in Österreich von der späten Donaumonarchie bis zur Gegenwart und darum, wie Antisemitismus in Österreich gefördert, toleriert, aber auch bekämpft wurde. Die Spielfilme „Der Stellvertreter“ (F/D 2002), „Jump!“ (A/GB 2006) und die Dokumentarfilme „Der schönste Tag“ (A 2021) und „Endphase“ (A/UK 2020) ergänzen das Thema durch unterschiedliche Aspekte.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Filmen der Nachkriegszeit aus den ehemaligen Ostblockländern, insbesondere den baltischen Staaten. Sie würden die zunehmende Auseinandersetzung mit der Schoah und der Nachkriegszeit bezeugen, so die Aussendung. Beispiele dafür sind: „The Mover“ (LV 2018), „The Sign Painter“ (LV 2020), „Die letzte Etappe“ (PL 1948) und „Das Geschäft in der Hauptstraße“ (CSSR 1968). „Besonders brisant sind die derzeitigen Bestrebungen in Litauen, die Geschichte umzuschreiben, aufgedeckt in der Doku ‚Liza ruft‘ (D 2015), zu der es ein Gespräch mit dem Regisseur Christian Carlsen geben wird.“
Vorstellung jüdischer Persönlichkeiten
Ob Lebenswege religiös oder säkulär geprägt sind, Biografien können identitätsstärkend wirken. Daher stellt das Jüdische Filmfestival herausragende jüdische Persönlichkeiten vor. Heuer werden das Dani Karavan, Bildhauer und Erschaffer begehbarer Mahnmale (1930 2021), Michał Waszynski, Hochstapler und Regisseur von „Der Dybbuk“ (1904 1965) und Amos Nachoum, Naturfotograf sein.