Arbeitsmarkt

Caritas: „Druck schafft nicht mehr Arbeitsplätze“

„Eine Arbeitsmarktreform ist notwendig und schafft Chancen, klar ist aber, dass mehr Druck nicht mehr Arbeitsplätze schafft“: Das hat Caritas-Präsident Michael Landau am Freitagvormittag bei der Eröffnung des gemeinnützigen Beschäftigungsprojekts „Wörkerei“ in Wien-Rudolfsheim betont.

Die „Wörkerei“ ist ein gemeinsames Projekt der Caritas der Erzdiözese Wien und der Wiener Volkshilfe und zielt darauf ab, jungen Erwachsenen Perspektiven und Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Projekte wie die Wörkerei seien der richtige Weg, jungen Menschen über den sogenannten „zweiten Arbeitsmarkt“ wieder Perspektiven in der Arbeitswelt zu geben, zeigten sich Volkshilfe-Wien-Präsident Michael Häupl und Landau bei der Eröffnung überzeugt. Junge Erwachsene werden von der Initiative Schritt für Schritt ins Arbeitsleben begleitet. „Nicht mit Ultimaten, sondern mit gezielter Förderung und Unterstützung.“

Caritas-Präsident Michael Landau
APA/Herbert Pfarrhofer
Für Caritas-Präsident Michael Landau ist klar, „dass mehr Druck nicht mehr Arbeitsplätze schafft“

Es sei zwar „eine gute Nachricht“, dass sich die Arbeitslosenzahlen derzeit schon wieder auf Vorkrisenniveau befinden, aber dies bedeute noch keine Entwarnung, so Landau. Besonders die Zahl der Langzeitarbeitslosen sei weiter auf einem Rekordhoch, mit über 120.000 Betroffenen in Österreich. „Beinahe jeder zweite Arbeitslose ist mittlerweile ein Langzeitarbeitsloser“, so Landau. Er sei aber überzeugt: „Menschen die über längere Zeit arbeitslos sind wollen arbeiten“.

Arbeitslosengeld auf existenzsicherndes Niveau erhöhen

Weiters erteilte Landau in Bezug auf eine anstehende Arbeitsmarktreform dem pauschalen Aus für geringfügigen Zuverdienst eine Absage und forderte eine Erhöhung des Arbeitslosengelds. „Wenn die Bundesregierung jetzt die Höhe des Arbeitslosengelds infrage stellt, dann bitte schön nicht, weil es angeblich zu hoch ist, sondern weil diese Versicherungsleistung oft zu niedrig ist und viele Menschen nicht vor Armut schützt“, so der Caritas-Präsident.

Den Betroffenen müsse es in Zukunft möglich sein, ohne existenzielle Sorgen einen Weg zurück ins Arbeitsleben zu finden. Dafür brauche es „am Ende eine Erhöhung der Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld auf ein existenzsicherndes Niveau bei gleichzeitiger Beibehaltung der Notstandshilfe“, forderte Landau.

Volkshilfe: Menschen nicht im Stich lassen

Eine Erhöhung des Arbeitslosengelds forderte auch Volkshilfe Wien-Präsident Häupl – und zwar konkret auf 70 Prozent, denn man dürfe die Menschen nicht im Stich lassen. Auf armutsgefährdete Menschen weiteren Druck aufzubauen halte er für den falschen Weg.

Viel wichtiger sei es, den jungen Menschen bestmögliche Bildung und Ausbildung zukommen zu lassen, denn „hier werden die Jobs der Zukunft vergeben“, zeigte sich der ehemalige Wiener Bürgermeister überzeugt. Das neu eröffnete Beschäftigungsprojekt von Volkshilfe und Caritas sei ein Beispiel dafür, wie ein guter und nachhaltiger Einstieg ins Arbeitsleben gelingen kann, so Häupl.

Lernen in der „Wörkerei“

Mit 50 befristeten Arbeitsplätzen begleitet die „Wörkerei“ junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren, die sich „schwertun“, selbst einen Arbeitsplatz oder eine Lehrstelle zu finden, Schritt für Schritt ins Arbeitsleben. Gearbeitet wird sowohl im handwerklichen Bereich, beispielsweise Nähen von verschiedenen Produkten aus gespendeten Werbeplanen, als auch im Dienstleistungsbereich, wie Montage von Möbeln, in der Reinigung oder im Bereich Transporthilfe.

Während der gesamten Zeit bei der „Wörkerei“ unterstützen Mitarbeiter die Jugendlichen bei der Berufsorientierung und Jobsuche. Zusätzlich besteht Angebot zur Beratung durch Sozialarbeiter bei finanziellen oder sozialen Problemen.