Deutschland

Ruf nach Aufarbeitung judenfeindlicher Reliefs

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat die Kirchen aufgerufen, sich noch umfangreicher von judenfeindlichen Skulpturen und Bildern an ihren Gotteshäusern zu distanzieren.

„Lange wurde die öffentliche Zurschaustellung beleidigender, judenfeindlicher Darstellungen weder aufgearbeitet, noch kritisch kommentiert. Daran hat sich vieles geändert, auch wenn die Distanzierung immer noch keine Selbstverständlichkeit darstellt“, sagte er laut Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA) am Sonntagabend in Berlin.

Es gebe an vielen Kirchen antisemitische Schmähplastiken. Er wünsche sich, dass noch mehr davon als solche auch gekennzeichnet würden und über die dazugehörige Geschichte aufgeklärt werde, so Schuster.

„Benennen und Offenlegen wichtig“

„Ein Benennen und Offenlegen judenfeindlicher Motive ist wichtig, um den Blick auch für die allgegenwärtigen Formen von Antisemitismus zu schärfen.“ Wenn dies noch von kirchlichen und gesellschaftlichen Initiativen begleitet werde, könnten nachhaltige Bildungsorte entstehen.

Antisemitisches Relief an der Stadtkirche in Wittenberg, Deutschland
APA/AFP/John MacDougall
Antisemitisches Relief an der Stadtkirche in Wittenberg, Deutschland

Die Skulpturen von den Kirchen schlicht zu entfernen, greife zu kurz, „denn antijüdische Geschichte lässt sich nicht ungeschehen machen, indem man die steinernen Reliefs abschlägt und glättet“. Schuster betonte: „Eine Entfernung solcher Skulpturen würde die Phänomene von Antisemitismus, die weiterbestehen, verkennen.“ Er äußerte sich zum Auftakt einer bis Dienstag dauernden Tagung zum Umgang mit antisemitischen Bildern an und in Kirchen.