Ein Buch, ein Glas mit Kaffee, ein Croissant im Bett: gemütliche Leseszene
Getty Images/Ekaterina Goncharova
Getty Images/Ekaterina Goncharova
Literatur

Spirituelle Lektüre für die stillen Tage

Was wären die stillen Tage rund um Weihnachten ohne Bücher? Die Redaktion von religion.ORF.at sammelte übers Jahr Buchtipps: schöne, faszinierende, interessante und zum Nachdenken anregende Bücher. Erstmalig ist auch etwas für Kinder und Krimifans dabei.

Religion, gesehen mit Kinderaugen

Ein kluges Kinderbuch über die Bräuche und Riten in Judentum, Christentum und Islam legt die österreichische evangelische Theologin und Autorin Christine Hubka vor. Hubka erzählt dabei von Jojo und seinem bunten Alltag in einer Familie, die interkultureller und interkonfessioneller kaum sein könnte. In Jojos Familie haben viele Glaubensrichtungen Platz, was für den Buben zwar spannend, aber auch verwirrend ist.

Warum trägt Gott so viele Namen, und warum betet jeder anders? Jojo begibt sich auf eine spannende Wissensreise durch die Welt der Religionen und merkt bald, dass sie mehr eint, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Die fundierten Texte, abgerundet von schönen und in ruhigen Tönen gehaltenen Illustrationen aus der Feder von Agi Ofner, die jüngst mit dem Österreichischen Kinderbuchpreis ausgezeichnet wurden, machen dieses schöne Buch nicht nur zu einer wunderbaren Gute-Nacht-Lektüre, sondern auch zu einem ersten kleinen Nachschlagewerk für junge Religionsinteressierte. (Elisabeth Nikbakhsh, ORF.at)

Christine Hubka: Und doch sind alle Äpfel rund. Mit Illustrationen von Agi Ofner. Tyrolia, 32 Seiten, 16,95 Euro, ab sieben Jahren.

Kind mit Bilderbuch
Flora Grillmayer
Wissensreise durch die Welt der Religionen für junge Leserinnen und Leser

Als der Dalai Lama noch ein Baby war

Schon als Kleinkind wollte der Dalai Lama immer am Kopf des Tisches sitzen, was von vielen als seine schon damals erkennbare Berufung zu Höherem gedeutet wurde. Viele solcher Details präsentiert ein langjähriger Begleiter des Dalai Lama in einer reich bebilderten Biografie. Die Werdens- und Wirkensgeschichte des 14. Dalai Lama liest sich stellenweise spannend wie ein Krimi und gibt mit teils erstmalig veröffentlichten Fotos Einblicke in das Leben Tenzin Gyatsos und seiner Eltern, inklusive Bilder von der Flucht ins Exil, von seinen Hunden und seiner vielen Reisen und Begegnungen. (Nina Goldmann, religion.ORF.at)

Tenzin Geyche Tethong, Dalai Lama: Eine illustrierte Biografie. Insel, 32,90 Euro.

Der vierjährige Dalai Lama sitzend im Kloster Kumbum
Archibald Steele, in A.T. Steele Papers, Arizona State University Libraries, Special Collections
Der Dalai Lama als Kleinkind

Ein Rabbiner als Detektiv

Er ist nicht gerade ein Rabbiner, wie er im Buche steht: Er ist mit dem Fahrrad unterwegs, begibt sich bei Nacht in geheimer Mission auf den Friedhof, kann am besten beim Schwimmen nachdenken – und liebt Kriminalromane. Henry Silberbaum ist ein sehr spezieller Charakter, der sich schon einmal mit dem Vorstand seiner Frankfurter Gemeinde anlegt. Da sieht man es nämlich gar nicht gern, dass sich der Rabbiner einbildet, die schwer herzkranke und schwerreiche Ruth Axelrath sei einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Eine Idee, die rundum meschugge wirkt.

Aber Silberbaum lässt nicht locker, er folgt seinem Bauchgefühl. Träume vom legendären Rabbi Löw aus Prag helfen ihm bei der Lösung des Falles, ebenso ein verschrobener Anwalt und ein notorisch mürrischer Kommissar. Michel Bergmann ist mit seinem ersten Krimi „Der Rabbi und der Kommissar“ ein äußerst unterhaltsamer Roman gelungen. Jenseits der Detektivgeschichte bietet er Einblicke in jüdische Glaubens- und Denkwelten (etwa die Kunst des „Klärens“, die Silberbaum bestens beherrscht) und stellt auch eine Milieustudie dar, die Einblicke in das zeitgenössische Judentum Deutschlands gewährt. Ein gelungener Plot, gewürzt mit feinem Humor – für Krimifreunde, die ohne blutige Action auskommen. (Brigitte Krautgartner für religion.ORF.at)

Michel Bergmann: Der Rabbi und der Kommissar. Du sollst nicht morden. Heyne, 288 Seiten, 11,40 Euro.

Geschichte der christlichen Mission

Mit der Geschichte der christlichen Mission beschäftigt sich der deutsche Religionswissenschaftler Bernhard Maier in „Die Bekehrung der Welt“. Von der Christianisierung Europas in der Antike über das Mittelalter führt der Autor bis in die Jetztzeit, Stichwort „Entkolonialisierung“. Von der brutalen Christianisierung der Sachsen über die Anfänge der Jesuiten und anderer Orden in der Karibik und den Amerikas reicht die Geschichte der Mission bis nach Asien und Afrika in die Gegenwart.

Der Missionar Eric Jansson taufend in Brasilien, 1910, Postkarte
Public Domain/Wikipedia
Der Missionar Eric Jansson taufend in Brasilien, 1910, Postkarte

Fundiert erforscht und gründlich belegt ist „Die Bekehrung der Welt“ ein ausgezeichnetes Nachschlagewerk zum Thema Mission. Maier findet eine gute Balance zwischen kritischer Betrachtung und Objektivität. Viele Einzelschicksale lassen spüren, dass es Maier nicht nur um eine Aneinanderreihung von Jahreszahlen und Fakten geht (obwohl diese nicht fehlen), sondern um Welten, die aufeinanderprallen, vor allem aber um das Leben von Menschen. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Bernhard Maier: Die Bekehrung der Welt. C. H. Beck, 448 Seiten, 32,90 Euro.

Wenn Gott beleidigt wird

Wo Götter sind, da ist auch Blasphemie: Der Geschichte der Gotteslästerung folgt der deutsche Historiker Gerd Schwerhoff mit seinem Buch „Verfluchte Götter. Die Geschichte der Blasphemie“ quer durch die Kulturen und Religionen. Was ist Blasphemie, und wie haben sich ihre Absichten und Adressaten im Lauf der Zeit gewandelt? Anhand drastischer Beispiele stellt der Autor klar: Gotteslästerung ist kein bedeutungsloses Relikt aus gottesfürchtigeren Epochen, sondern ein brisantes Thema unserer Zeit. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Gerd Schwerhoff: Verfluchte Götter. Die Geschichte der Blasphemie. S. Fischer, 528 Seiten, 29,90 Euro.

Über den Umgang mit Trauer

Kaum eine Situation ist so belastend wie das Leben mit einem geliebten Menschen, der todkrank ist. Die Diagnose kommt oft völlig überraschend, ist sie einmal ausgesprochen, verändert sich das bisherige Leben von Grund auf. Zu der emotionalen Belastung kommen auch ganz praktische Herausforderungen: Stehen längere Krankenhausaufenthalte oder aufwendige Therapien an? Was bedeutet das für die Paarbeziehung und das Familiengefüge? Werden sich finanzielle Engpässe ergeben? Brigitte Krautgartner schreibt aus eigener Erfahrung „Hinter den Wolken ist es hell“ und gibt Ratschläge zum Umgang mit Trauer. (Nina Goldmann, religion.ORF.at)

Brigitte Krautgartner: Hinter den Wolken ist es hell. Tyrolia, 19,95 Euro.

Petrus Canisius: Geheimwaffe Roms

Prediger und Jesuit, Theologe, Kirchenlehrer, Buchautor und Heiliger: Der vor 500 Jahren geborene Petrus Canisius war im Zuge der Gegenreformation eine der wichtigsten Waffen der katholischen Kirche im Kampf gegen die Protestanten. Der Theologe und Historiker Mathias Moosbrugger setzt sich in „Petrus Canisius. Wanderer zwischen den Welten“ mit dieser schillernden Persönlichkeit der frühen Neuzeit auseinander. Auch die Schattenseiten des Bildungsreformers werden nicht ausgelassen. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Mathias Moosbrugger: Petrus Canisius. Wanderer zwischen den Welten. Tyrolia, 288 Seiten, 27,95 Euro.

Jude, kein Schimpfwort

In ihrem Buch „Jude ist kein Schimpfwort“ zeigt die Journalistin Alexia Weiss Jüdisch-Sein in Österreich mit all seinen Ambivalenzen. Dazu gehören jüdische Speisevorschriften und queere Clubbings genauso wie Antisemitismus. Ein Gemeinderabbiner, eine Historikerin, eine Fremdenführerin, eine Journalistin und Partyorganisatorin und ein Immobilienmakler. Das sind nur einige der Menschen, die Weiss in ihrem Buch interviewt und damit Einblicke in eine vielfältige jüdische Gemeinde gibt.

In ihrem Buch wechselt Weiss informative und spannende Textblöcke über Geschichte und Gegenwart der jüdischen Gemeinde mit durchaus sehr persönlichen Interviews ab. Man erfährt etwa, wie die jüdische Gemeinde in der Monarchie zur Einheitsgemeinde wurde, warum die Rede von jüdischen Weihnachten absurd ist, weshalb der Begriff des „christlich-jüdischen Abendlandes“ der Geschichte nicht gerecht wird, und wo man hier und heute koschere Gaumenfreuden bekommt. (Clara Akinyosoye, religion.ORF.at)

Alexia Weiss: Jude ist kein Schimpfwort. Zwischen Umarmung und Ablehnung. Jüdisches Leben in Österreich. Kremayr & Scheriau, 192 Seiten, 22 Euro.

Sehnsuchtsort Afrika

23 Jahre lang ist Afrika sein Zuhause gewesen. Es ist seit seiner Jugend, die er als „lediges“ Kind auf dem Bauernhof seiner Großeltern verbracht hatte, sein geheimer Sehnsuchtsort. Der heute 82-jährige pensionierte katholische Priester Helmut Buchegger war in der Zentralafrikanischen Republik als Missionar und Entwicklungshelfer tätig. Buchegger fuhr mit Geländeautos durch die Sahara, um Fahrzeuge aus Österreich nach Afrika zu transportieren. Mit einer kleinen Propellermaschine erledigte er medizinische Lieferungen in Konfliktregionen, evakuierte Verletzte und Kranke.

Nicht nur diese abenteuerlichen Reisen beschreibt Buchegger auf 450 Seiten seiner Tagebuchaufzeichnungen, die reich bebildert im Verlag der Provinz erschienen sind. In seinem Buch „Wenn der Fisch im Wasser weint …“ gibt er Einblick in sein Leben und in die Vielfalt afrikanischer Lebenswelten und Spiritualitäten. Dabei wird auch deutlich, wie sich das Missionsverständnis im Laufe der Jahrzehnte wandelte. Ein Buch, das einen in den Bann zieht und Wissenslücken über eine kaum beleuchtete Weltregion schließt. (Johannes Kaup für religion.ORF.at)

Helmut Buchegger: Wenn der Fisch im Wasser weint … Begegnungen, Reisen, Abenteuer nach Tagebuchaufzeichnungen. Bibliothek der Provinz, 456 Seiten, 30 Euro.

Gemälde „Die Bekehrung des Paulus“ von Caravaggio, 1600
Public Domain/Wikipedia
„Die Bekehrung des Paulus“ von Caravaggio, 1600

Der Konflikt um das Erbe Jesu

Wer hat eigentlich das Christentum „erfunden“ und die Lehre von Jesus Christus in die Form gebracht, wie wir sie heute kennen? Einen enormen Anteil daran hatte ein Mann: Apostel Paulus. Dieser Frage geht der Historiker Johannes Fried in seinem neuen Buch „Jesus oder Paulus. Der Ursprung des Christentums im Konflikt“ nach. Tatsächlich ist es bemerkenswert, wie ein Einzelner, der sich lediglich auf eine Vision berufen konnte, die Wortführerschaft in Sachen Lehre Christi für sich in Anspruch nehmen konnte: Paulus aus Tarsus war schließlich keiner der eigentlichen Jünger – er war Jesus nie physisch begegnet. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Johannes Fried: Jesus oder Paulus. Der Ursprung des Christentums im Konflikt. Beck, 200 Seiten, 22,70 Euro.

Das Gefühl der Ohnmacht begrenzen

Eine nicht enden wollende Pandemie, die Klimakrise, Kriege, Fluchtbewegungen und, und, und: Gerade richtig kommt da das neue Buch der Ordensfrau (und Bestsellerautorin) Melanie Wolfers mit dem schönen Titel „Zuversicht“. Wolfers sucht anhand von Einzelschicksalen, Wege aus der Krise aufzuzeigen. Sie warnt vor „Stolpersteinen“ und schlägt unter anderem Perspektivenwechsel vor und Maßnahmen, die den „Blick weiten“, den Sinn für Alternativen kultivieren und vor allem das Gefühl der Ohnmacht begrenzen. Denn „wenn man Zuversicht verlieren kann, bedeutet das auch: Man kann sie wiederfinden!“ (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Melanie Wolfers: Zuversicht. Die Kraft, die an das Morgen glaubt. Bene, 160 Seiten, 14,95 Euro.

Inspiration und Orientierung

Seine Bücher über den Glauben, die Welt und das (richtige) Leben klettern regelmäßig in die Top-Ten-Listen – und das trotz ihrer philosophischen Themen: Spiritualität im Alltag, Gott und die Religionen – der Benediktinerpater hat anscheinend einen Nerv beim Publikum getroffen. Inspiration geben „für alle, die Orientierung suchen“, möchte David Steindl-Rast mit seinem neuesten, im Tyrolia Verlag erschienenen Buch – denn das täten, so der Autor im Vorwort von „Orientierung finden. Schlüsselworte für ein erfülltes Leben“, „in unserer verworrenen Zeit viele Menschen“. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

David Steindl-Rast: Orientierung finden. Schlüsselworte für ein erfülltes Leben. Tyrolia, 168 Seiten, 19,95 Euro.

Macht und Vision der christlichen Mystik

Die christliche Mystik hatte und hat ihre eigenen Gesetze: Die persönliche Erfahrung der Entrückung war oft mit Theologie, aber auch mit ganz konkreter (Kirchen-)Politik eng verbunden. Warum die Mystik Trends unterworfen war, und wie gerade auch Frauen durch ihre mystischen Erfahrungen Einfluss gewannen, erklärt „Ruhen in Gott“ des Kirchenhistorikers und Theologen Volker Leppin. Er gibt einen guten Überblick von den Frühchristen bis zur Blut-und-Boden-Mystik der Nazis und in die heutige Zeit und überrascht mit faszinierenden Facetten eines geheimnisvollen Phänomens. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Volker Leppin: Ruhen in Gott. Geschichte der christlichen Mystik. C. H. Beck, 476 Seiten, 24,99 Euro.

Facetten der Einsamkeit

Ist die Einsamkeit ein Phänomen der modernen Zeit? Kann man dem Alleinsein vielleicht auch positive Seiten abgewinnen? Diese und noch viele andere Fragen stellen (und beantworten) die deutschen evangelischen Autoren Johann Hinrich Claussen und Ulrich Lilie in „Für sich sein. Ein Atlas der Einsamkeit“.

Die Einsamkeit, gerade für viele in der Coronavirus-Pandemie ein schmerzhaft aktuelles Thema, kann auch Zufluchtsort sein, das „Für-sich-Sein“ eine kostbare Erfahrung, so die Autoren. Sie erforschten für das Buch nicht nur die Welt der Mönche, Nonnen und Asketen – wahren Expertinnen und Experten des Alleinseins -, auch Künstlerinnen wie die Dichterin Emily Dickinson, Wissenschaftler wie Isaac Newton konnten von der Einsamkeit profitieren. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Johann Hinrich Claussen, Ulrich Lilie: Für sich sein. Ein Atlas der Einsamkeit. C. H. Beck, 248 Seiten, 18,50 Euro.

Geistiger Missbrauch

Viel Aufmerksamkeit zog eine Fernsehdiskussion zum Thema geistiger Missbrauch auf sich, die im Februar 2019 im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt wurde: Kardinal Christoph Schönborn und die Buchautorin und ehemalige Ordensfrau Doris Reisinger unterhielten sich über geistigen und sexuellen Missbrauch. Spätestens seit damals ist das Thema in Gesellschaft und Kirche angekommen. Der steirische Pfarrer Gerhard Hörting ist Initiator eines Symposiums zum Bereich geistiger Missbrauch und Herausgeber eines danach entstandenen Buchs. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Gerhard Hörting (Hg.): Grauzonen in Kirche und Gesellschaft: Geistiger Missbrauch. Anstöße zur interdisziplinären Verständigung. Bd. 16, LIT, 156 Seiten, 19,60 Euro.

Sex und die Bibel

Sex und Erotik in der Bibel? Doch, ja: Sexualität in all ihren Ausprägungsformen spielt eine gar nicht so kleine Rolle im „Buch der Bücher“, wie die Professorin für Alttestamentliche Bibelforschung Irmtraud Fischer in „Liebe, Laster, Lust und Leiden“ beweist. Anhand zahlreicher Bibelstellen zeigt sie den Stellenwert sexueller Begierden in Genesis, Hohelied und Co. Dabei fördert die Theologin auch allerlei Widersprüchliches zutage.

Gemälde Samson und Deliliah, Max Liebermann (1902)
Wikipedia/Public Domain
Sex in der Bibel: Gemälde Samson und Delilah, Max Liebermann (1902)

Antike Eheregeln und Liebesvorstellungen faszinieren. Nicht verschwiegen werden auch die vielen furchtbar zu lesenden Beispiele von Misogynie und Gewalt. Leicht lesbar, wenngleich wissenschaftlich bombenfest fundiert, ist „Liebe, Laster, Lust und Leiden“ ein ungewöhnlicher Querschnitt durch das Alte Testament – der auch ein neues Licht auf Schicksale von Frauen in der Bibel wirft. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Irmtraud Fischer: Liebe, Laster, Lust und Leiden. Sexualität im Alten Testament. Kohlhammer, 176 Seiten, 16,99 Euro.

Mit dem Papst durch die Krisen

Das, wogegen das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche ohnehin eintritt, erhält durch die CoV-Krise neue Brisanz: Populismus, wirtschaftliche Ungleichheit, Ungerechtigkeit und autoritäre Tendenzen. Gegen alle diese „Seuchen“ predigt der Papst. Ausgehend vom Beginn der Coronavirus-Krise zeichnet der italienische Vatikan-Experte und Buchautor Marco Politi die Art des amtierenden Papstes Franziskus nach, mit Krisen umzugehen, die Kirche zusammenzuhalten und Gläubige zu stärken.

Politi schafft eine umfassende Analyse politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen und spricht schließlich offen über die Krisen innerhalb der Kirche – Stichworte Spaltung, Homosexualität, Frauenpriestertum, Finanzskandal. Die Position des Papstes: „Schlimmer als die gegenwärtige Krise wäre nur das Unglück, sie ungenutzt verstreichen zu lassen.“ (Nina Goldmann, religion.ORF.at)

Marco Politi: Im Auge des Sturms. Franziskus, die Pest und die Heilung der Welt. Herder, 192 Seiten, 18,60 Euro.

Die Kraft des heiligen Geistes

Der Münchner Theologieprofessor Jörg Lauster („Die Verzauberung der Welt“) widmete sich einem fundamentalen Projekt: Eine Geschichte des heiligen Geists, erzählt als „Biographie“. Er erinnert zum Auftakt daran, dass die ephemere Erscheinung nicht erst beim Pfingstereignis „geboren“ wurde, sondern „bereits von Anbeginn der Welt gegenwärtig“ und im ersten Satz der Bibel als „Geist Gottes“ vorkommt.

Auch der Mystiker Meister Eckhart – unter vielen anderen – machte sich so seine Gedanken über das Phänomen. Angenehm zu lesen und hübsch illustriert mit Zeichnungen und Bildtafeln, ist „Der heilige Geist“ ein schönes Geschenk und eine gute Lektüre für die hoffentlich stillen und erholsamen Tage. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Jörg Lauster: Der heilige Geist. Eine Biographie. C. H. Beck, 431 Seiten, 22,99 Euro.