Katholiken

US-Bischöfe: Kein „Showdown“ in Kommunionsfrage

Die katholische US-Bischofskonferenz hat auf ihrer Herbsttagung eine dreijährige Kampagne zur Wiederbelebung des Sakraments der Eucharistie beschlossen, die 2024 mit einem Nationalen Eucharistischen Kongress enden wird.

Zum von vielen befürchteten großen Showdown über die Politisierung der Heiligen Kommunion und die Frage der Eucharistie-Würdigkeit kam es bei der am Donnerstag zu Ende gehenden Vollversammlung in Baltimore hingegen nicht. Mit großer Mehrheit beschlossen die US-Bischöfe zwar ein Dokument zur Bedeutung der Eucharistie.

Entgegen der ursprünglichen Intention fehlen in dem Schreiben ausdrückliche Hinweise auf katholische Politiker wie US-Präsident Joe Biden, denen konservative Bischöfe wegen ihrer Haltung in der Abtreibungsfrage die Heilige Kommunion verweigern wollten.

Kontroverse Diskussion

Mit 222 zu acht Stimmen beschlossen die Bischöfe das Dokument „The Mystery of the Eucharist in the Life of the Church“. Der im Juni nach kontroverser Diskussion mit der Abfassung des Schreibens beauftragte Bischof Kevin Rhoades lieferte eine Vorlage, die vorwiegend theologisch unstrittige Aussagen über die Rolle der Eucharistie beinhaltet.

Stellen mit potenzieller Sprengkraft verschwanden aus der mehrfach überarbeiteten Version. Statt der Forderung an Laien, in öffentlichen Ämtern „die Lehre der Kirche im Dienst am Gemeinwohl zu verkörpern“, hieß es in der Endfassung des 30-seitigen Dokuments nur noch, dass diese „eine Verantwortung hätten, ihr Gewissen im Einklang mit dem Glauben der Kirche zu bilden“.

Herbstversammlung der US-Bischofskonferenz in Baltimore
APA/AP/Julio Cortez
Herbstversammlung der US-Bischofskonferenz in Baltimore

Allgemein wird betont, dass Katholiken in Sünde nicht die Messe feiern sollten, „ohne das Sakrament der Versöhnung gesucht und die Absolution erhalten zu haben“. Ein Katholik, der in seinem persönlichen Leben „wissentlich und hartnäckig“ die Lehren der Kirche oder ihre Lehre zu moralischen Fragen abgelehnt hat, sollte vom Kommunionempfang Abstand nehmen, weil er „wahrscheinlich einen Skandal für andere verursachen wird“.

Klare Worte aus dem Vatikan

Papst Franziskus hatte in den vergangenen Monaten über verschiedene Wege deutlich gemacht, dass er mit dem ursprünglichen Ansinnen des Eucharistie-Dokuments und einer Kommunionverweigerung nicht einverstanden ist. Zuletzt empfing er etwa nicht nur US-Präsident Biden, sondern auch die demokratische Repräsentantenhaus-Sprecherin Nancy Pelosi geradezu demonstrativ im Vatikan.

Schon im Sommer betonte auch der vatikanische Glaubenspräfekt Kardinal Luis Ladaria in einem Brief an den Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Jose Gomez, die Bischöfe dürften in einer Erklärung zur Eucharistie nicht „irreführend“ den Eindruck erwecken, dass Abtreibung und Euthanasie „die einzigen schwerwiegenden Angelegenheiten der katholischen Moral- und Soziallehre darstellen, die die volle Rechenschaftspflicht seitens der Katholiken erfordern“.

Der päpstliche Gesandte in den USA, Nuntius Erzbischof Christophe Pierre, hatte die US-Bischöfe während ihres Treffens am Dienstag dazu aufgerufen, der Versuchung zu widerstehen, „die Eucharistie als etwas zu behandeln, das den wenigen Privilegierten angeboten wird“. Beim Thema Abtreibung würde es helfen, „besser zu verstehen, warum Menschen versuchen, Schwangerschaften zu beenden“. Es gehe darum, die Wurzeln „der Entscheidungen gegen das Leben“ freizulegen.

„Um Seelen der Politiker kümmern“

Nach der Abstimmung taten einige konservative Wortführer im Episkopat dennoch ihr Unbehagen kund: San Franciscos Erzbischof Salvatore Cordileone meinte laut Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA), er würde Pelosi dennoch die Kommunion verweigern. Der Vorsitzende des Lebensschutz-Komitees, Bischof Joseph Naumann, sagte, es liege in der Verantwortung der Hirten, sich „um die Seelen dieser Politiker zu kümmern“. Der texanische Bischof Joseph Strickland sprach sich für die „Evangelisierung“ der Abweichler aus.

Erleichtert zeigte sich dagegen Bischof John Stowe aus Lexington in Kentucky. „Sie müssen der Linie des Papstes folgen“, appellierte er an seine Kollegen. Wenn dieser Politikern wie Biden und Pelosi in seiner Diözese die Kommunion anböte, gebe es keinen Grund, dies nicht auch hier zu tun. Auch Washingtons Erzbischof Kardinal Wilton Gregory hatte wiederholt erklärt, dass er kein Problem damit habe.

Kongress 2024 in Indianapolis

Offizieller Start für den mehrjährigen US-weiten Schwerpunkt zum Sakrament der Eucharistie soll laut Beschluss der Bischöfe das Fronleichnamsfest am 16. Juni 2022 sein. Dazu sollten diözesane Schwerpunkte, eucharistische Prozessionen und andere Feiern mit Anbetung und Gebet gehören. 2023 liegt der Fokus auf die Vermittlung des Wesens von Eucharistie auf Ebene der Pfarrgemeinden. Die Angebote sollen das Verständnis der Katholiken dafür verbessern, was Eucharistie bedeutet.

Von 17. bis 21. Juli 2024 plant die Bischofskonferenz den Nationalen Eucharistischen Kongress. In Indianapolis sollen daran bis zu 100.000 Gläubige teilnehmen.