Deutschland

Katholiken-Komitee bekommt Präsidentin

Die Sozialwissenschaftlerin Irme Stetter-Karp wird neue Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Die Vollversammlung der wichtigsten katholischen Laienorganisation wählte die 65-Jährige aus Baden-Württemberg am Freitag in Berlin.

Sie wird Nachfolgerin von Thomas Sternberg, der nach sechs Jahren nicht mehr antrat. Stetter-Karp ist derzeit Vizepräsidentin des Deutschen Caritasverbands. Beworben hatte sich auch Ulrich Hemel, Präsident des Bundes Katholischer Unternehmer. Für Stetter-Karp stimmten 149 von 190 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, für Hemel 41. „Ich werde es wirklich mit Leidenschaft machen“, sagte Stetter-Karp.

Der Führungswechsel kommt zu einer kritischen Zeit. Das ZdK organisiert gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz den Reformprozess der katholischen Kirche, den sogenannten Synodalen Weg. Er soll helfen, den Mitgliederschwund zu bremsen und den Vertrauensverlust nach Skandalen um sexuellen Missbrauch durch Priester zu überwinden.

„Männerbündische Beharrlichkeit“

Ihr neues Amt sieht sie als politische und gesellschaftliche Aufgabe. Ausgangspunkt ihres Denkens ist eine diakonisch geprägte Kirche. In einer ersten Reaktion bedankte sie sich für das Vertrauen. Sie wisse, dass es viele Herausforderungen gebe – sie sei jedoch zuversichtlich, dass diese sich bewältigen lassen.

In ihrer Bewerbungsrede nannte Stetter-Karp den synodalen Prozess „unverzichtbar“, um den „50-jährigen Reformstau“ zu lösen. Sie stehe für eine „diakonische Kirche, die Anerkennung der Menschenrechte und die Anerkennung von Vielfalt“. Allerdings setze einem die Kirche „in manchen Moment gehörig zu mit ihrer männerbündischen Beharrlichkeit, um nicht Starrsinn und Machverliebtheit sagen zu müssen“, sagte sie.

Nicht „weiter ins Abseits spielen“

Sie betonte, dass die Aufarbeitung der sexuellen Gewalt in der Kirche alle angehe. Auch das ZdK-Präsidium werde sich als Ganzes dieser Frage stellen müssen. Zugleich mahnte sie: „Die binnenkirchliche Debatte darf uns nicht aufsaugen“. Die Katholiken könnten es sich nicht leisten, sich „weiter ins Abseits zu spielen“.

Gesellschaftspolitisch betonte sie die Notwendigkeit nationaler Solidarität gerade vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie. Aber auch internationale Solidarität sei nötig. Insgesamt solle die Themensetzung aber stärker durch das gesamte Präsidium geschehen. Das ZdK solle als Dialogpartner auftreten; sie selbst stehe für einen kollegialen Stil des ZdK-Präsidiums.

Erfahrungen in Caritas

Stetter-Karp wirkte schon bisher als Delegierte und Co-Moderatorin der Versammlung des Synodalen Wegs. Sie war jahrzehntelang im Dienst der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Dort leitete sie die Hauptabteilung Caritas, bis sie Ende September 2020 in den Ruhestand ging. Die Mutter zweier erwachsener Kinder ist Diplom-Sozialarbeiterin, Diplom-Pädagogin und promovierte Sozialwissenschaftlerin.

Das Zentralkomitee ist der Zusammenschluss von Vertretern der Diözesanräte sowie anderer katholischer Vertretungen und Persönlichkeiten.