Coronavirus

Impfpflicht: Moraltheologe skeptisch

Der italienische Moraltheologe Martin M. Lintner hat sich skeptisch zu einer allgemeinen Impfpflicht geäußert. Sie wäre aus seiner Sicht „ein zu schwerwiegender Eingriff in die persönlichen Freiheitsrechte, besonders in das Recht auf körperliche Integrität“.

Im medizinethischen Bereich sei „das Prinzip der informierten Zustimmung ein Standard geworden, den man nicht unterschreiten sollte“, sagte er dem Portal „katholisch.de“ am Montag. Er sei ein großer Befürworter der Impfung, fügte der Professor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen (Südtirol) hinzu. „Momentan kann man nicht stark genug betonen, dass die Impfung ein medizinischer Fortschritt ist, der sehr viele Menschenleben rettet.“ Auch sehe er, dass es eine viel höhere Impfrate brauche.

Viele Impfgegner führten jedoch Argumente an, die nicht stichhaltig seien oder die auf Fehlinformationen beruhten, erklärte Lintner. „Ich hoffe tatsächlich, dass durch Überzeugungsarbeit und sachliche Informationen viele dieser Argumente widerlegt werden können.“ Denkbar seien etwa Aufklärungsgespräche für Impfverweigerer.

Konsequenzen für Impfverweigerer

Der Wissenschaftler räumte ein, dass man gegenüber manchen Menschen „mit einer sachlichen Argumentation“ nicht weiterkomme. Wer sich nicht überzeugen lasse, müsse daher mit Konsequenzen rechnen: „Ich halte es für durchaus gerechtfertigt, dass Impfverweigerer bestimmte Berufe nicht mehr ausüben dürfen, besonders im Gesundheits- oder Pflegebereich, oder dass sie zum Schutz Dritter und des Gemeinwohls Einschränkungen in Kauf nehmen müssen, beispielsweise durch Kontaktbeschränkung.“

Die Kirche sollte sich bezüglich der Impfpflicht zurückhaltend äußern, sagte Lintner weiter. Er begrüße jedoch, dass Kirchenvertreter sich entschlossen für die Impfung positionierten. „Sie sollten auch ihr eigenes Vertrauen in die Wissenschaft und in die medizinische Forschung zum Ausdruck bringen und klarmachen, dass eine Impfung ein guter Schutz für sich selbst und andere ist, in der aktuellen Lage sogar ein Akt der Nächstenliebe.“