Die größte katholische Kirche in Österreich: Der Linzer Mariendom
APA/Barbara Gindl
APA/Barbara Gindl
Österreich

Was die katholische Kirche 2022 erwartet

Die römisch-katholische Kirche in Österreich steht im Jahr 2022 im Zeichen von Partizipation: Zum einen Pfarrgemeinderatswahlen im März mit mehr als 4,5 Millionen Wahlberechtigten, zum anderen der synodale Prozess für die Weltsynode 2023.

Weiterhin offen bleibt, ob der Papst einen Nachfolger für den Wiener Erzbischof Christoph Schönborn berufen wird.

Am 20. März haben Katholikinnen und Katholiken die Möglichkeit, eine Funktion in ihrer Pfarrgemeinde zu übernehmen oder mit ihrer Stimme den neuen Pfarrgemeinderats-Mitgliedern das Vertrauen auszusprechen. Alle fünf Jahre finden die Wahlen landesweit statt – dieses Mal unter dem Motto „mittendrin“.

Parallel dazu läuft bis Jahresmitte die Intensivphase zum ersten Teil der katholischen Weltsynode auf Ebene der Ortskirchen. Die Kirchenleitung hat die Gläubigen eingeladen, untereinander und mit den Bischöfen über Synodalität und die Zukunft der Kirche ins Gespräch zu kommen. In mehreren österreichischen Diözesen laufen Fragebogenaktionen und Gesprächsinitiativen, teils sind auch vorsynodale Versammlungen geplant.

Gemeinsames Papier für Synode

Aus den Ergebnissen entsteht ein gemeinsames Papier, über das Bischöfe und Vertreter österreichweiter Initiativen Mitte Juni in Mariazell eine „Vorsynodale Beratung“ abhalten.

Bis Mariä Himmelfahrt (15. August) muss die österreichweite Synthese nach Rom geleitet werden. Zusammen mit ähnlichen Dokumenten aus aller Welt bildet sie die Grundlage für den weiteren Weltsynoden-Prozess, der im Oktober 2023 in eine Bischofssynode in Rom mündet.

Kardinal Christoph Schönborn während des Pfingsthochamts am Sonntag, 9. Juni 2019, im Wiener Stephansdom
APA/EXPA/Michael Gruber
Vielleicht nimmt der Papst das Rücktrittsgesuch von Erzbischof Schönborn 2022

Schönborn-Nachfolge noch offen

Die heimischen Bischöfe kommen neben ihrem Sommertreffen in Mariazell (20. bis 22. Juni) im Frühjahr in Matrei am Brenner (14. bis 17. März) und im Herbst in der Abtei Michaelbeuern (7. bis 10. November) zu ihren Vollversammlungen zusammen – ob mit dem demnächst 77-jährigen Kardinal Christoph Schönborn oder einem Nachfolger im Amt des Wiener Erzbischofs liegt in den Händen des Papstes. Noch keine Nachricht aus dem Vatikan gibt es bis dato auch über einen neuen Termin für den pandemiebedingt zuletzt verschobenen Ad-limina-Besuch der Bischöfe in Rom.

Gewiss ist, dass das Coronavirus und seine Folgen die Kirche auch 2022 beschäftigen werden. Große Flexibilität in Seelsorge- und Bildungsangeboten, aber auch bei Initiativen wie der Sternsingeraktion wird weiterhin gefordert sein.

Online im Frühjahr, Live im Sommer

Jedenfalls als Online-Veranstaltung durchgeführt wird ab 13. Jänner die Österreichische Pastoraltagung zum Thema Jugendseelsorge. Für 10. Juni ist die ökumenisch getragene „Lange Nacht der Kirchen“ geplant, und von 10. bis 16. Juli soll in Steyr die Kindergroßveranstaltung „Kaleidio“ der Katholischen Jungschar stattfinden. Am 17. September feiert der Ökumenische Weltgebetstag der Frauen in Wien sein 70-Jahr-Jubiläum.

Schon zuvor ist im Römersteinbruch von St. Margarethen zwischen 26. Mai und 10. Juli die Leidensgeschichte Jesu Christi aus dem Blickwinkel der Emmaus-Jünger zu sehen. Die bekannten Passionsspiele dürften – ebenso wie jene im Tiroler Thiersee und im deutschen Oberammergau – durchgeführt werden können. Die Diözese Gurk-Klagenfurt erinnert von 12. bis 19. November mit einer Jubiläumswoche an die Kärntner Diözesansynode vor 50 Jahren.

Burjan und Missio – zahlreiche Jubiläen

Am 20. Juli vor 200 Jahren wurde der mährisch-österreichische Ordensmann und Genetik-Pionier Gregor Mendel geboren. Ein Jubiläumsjahr steht auch für die vor 100 Jahren international begründeten Päpstlichen Missionswerke Missio an. Auch in Österreich sind dazu zahlreiche Festveranstaltungen und Initiativen geplant. Ende August lädt Missio Österreich auch zu einer Frankreichwallfahrt u.a. nach Lyon, wo am 22. Mai die französische Laienmissionarin und Missio-Begründerin Pauline Marie Jaricot (1799-1862) seliggesprochen wird.

Bereits am 29. Jänner jährt sich auch die Seligsprechung der Sozialpolitikerin und Gründerin der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis (CS), Hildegard Burjan (1883-1933) zum zehnten Mal. Vor 15 Jahren, am 26. Oktober 2007, wurde Nazi-Gegner Franz Jägerstätter (1907-1943) seliggesprochen. Am 1. April vor 100 Jahren starb der seit 2004 selige letzte österreichische Kaiser Karl I. (1887-1922).

Dompfarrer Anton Faber
APA/Hans Punz
Dompfarrer Toni Faber wird im März 60

Viele runde Geburtstage

Mehrere prominente heimische Kirchenleute feiern 2022 einen runden bzw. halbrunden Geburtstag. So werden der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz (14. Juni), der Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer (14. April) und die Äbte Ambros Ebhart (Kremsmünster; 21. Juli) und Raimund Schreier (Stift Wilten; 29. Dezember) 70. Unter den emeritierten Bischöfen vollendet Maximilian Aichern sein 90. Lebensjahr (26. Dezember), Alois Kothgasser wird 85 (29. Mai) und Andreas Laun 80 (13. Oktober).

Der Wiener Dompfarrer Toni Faber feiert am 18. März seinen 60er, Ex-Caritas-Präsident Helmut Schüller am 24. Dezember seinen 70. Geburtstag. Der frühere Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich und evangelische Altbischof Herwig Sturm wird am 15. August 80 Jahre alt.