„Schuttkrippe“

Wien: „Schuttkrippe“ mit NS-Widerstandskämpfern

Eine außergewöhnliche Weihnachtskrippe ist derzeit in der Wiener Kirche Schönbrunn-Vorpark zu sehen: Die sogenannte „Schuttkrippe“, die bereits im Jahr 1949 nach Fotos der damaligen Bombenruine des Kirchengebäudes errichtet und nun um mehrere symbolträchtige Figuren aus dem NS-Widerstand erweitert wurde.

Die Nachbildung der Weihnachtsszene war 2019 dem Wiener Krippenbauverein zur Restaurierung anvertraut worden und ist nun bis Anfang Februar durchgehend zugänglich im Schaufenster der in einem Wohnhaus untergebrachten Kirche (15. Bezirk, Winckelmannstraße 34) zu sehen.

Nachdem im Februar 1945 eine Fliegerbombe das Gebäude zerstört hatte, wurde die in den Ruinen aufgebaute Kirche anfangs als „Schuttkirche“ und der federführende Priester Georg Springer als „Schuttkaplan“ bezeichnet.

Figuren aus dem NS-Widerstand

Selbiges gilt für die Krippe, die damals aus einfachsten Materialien vom Architekten, Bühnenbildner und Professor an der Kunstakademie Max Krajca errichtet worden war. Bei der nunmehrigen Restaurierung wurden neue Figuren aus dem NS-Widerstand geschaffen, nämlich Anna Bertha Königsegg, Maria Restituta Kafka, Sophie Scholl, Alfred Delp, Raoul Gustaf Wallenberg, Oskar Schindler, Claus Philipp Stauffenberg und Johann Georg Elser.

Wie der zuständige Pfarrer Martin Rupprecht im aktuellen Mitteilungsblatt der Pfarre „Hildegard Burjan“ darlegt, trifft die Schuttkrippe den ursprünglichen Sinn des Weihnachtsfestes, nämlich: „Gott kommt zu dir, wo immer du auch bist. Aber leichter findest du ihn in der Ruine als im beheizten Wohnzimmer. Leichter in der Einfachheit als im Sattsein, leichter im Ausgeliefert-Sein als in der Sicherheit.“ Weihnachten sei auch in der Corona-Zeit die „Antwort Gottes auf die Not der Welt“.

Auch das Modellbaumagazin „Modell Panorama“ wurde auf die Krippe aufmerksam und berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe ausführlich auf 12 Seiten darüber. In der Beilage „gemeinsam mit dem Autor“ wird Spenglermeister und Künstler Otto Schwarzendorfer zitiert, wonach man in der Weihnachtsausgabe „mit diesen besonderen Krippenfiguren bewusst einen Kontrapunkt setzen“ will – in einem Medium, in dem sonst „naturgemäß viel über militärisches Gerät geschrieben“ wird. Die Krippe sei „außerhalb jeder Liga“ und „einzigartig in Wien“.