Kontrolle

Kölner Laien kritisieren Vatikan für verschobene Rechtsprüfung

Katholische Laien kritisieren den Vatikan dafür, Auftragsvergaben in der Erzdiözese Köln erst nach der Rückkehr von Erzbischof Rainer Maria Woelki prüfen zu lassen: Woelki könne Einfluss auf die Prüfung nehmen oder zumindest ein solcher Anschein entstehen.

Die stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken in der Erzdiözese Köln, Bettina Heinrichs-Müller, sagte der „Kölnischen Rundschau“ (Donnerstag-Ausgabe), sie sei „verwundert“ über die Entscheidung aus Rom. Sie befürchte „Raum für schädliche Spekulationen“.

Die Erzdiözese Köln hatte zuvor mitgeteilt, dass die Bischofskongregation im Vatikan der kirchenrechtlichen Überprüfung von Auftragsvergaben aus den vergangenen zehn Jahren zugestimmt habe. Sie solle jedoch erst erfolgen, wenn Woelki seine Amtsgeschäfte ab dem 2. März wieder aufgenommen habe.

„Genehme“ Experten auswählen

„Kardinal Woelki kommt definitiv als Erzbischof mit voller Amtsgewalt Anfang März 2022 zurück und entscheidet selbst, welche ihm genehmen Kirchenrechtler*innen diese vermögensrechtlichen Vorgänge prüfen werden“, bemängelte der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller. Dabei könne es auch um die Finanzierung der Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) in Köln gehen, die die Erzdiözese von den Steyler Missionaren übernommen hatte, so Schüller.

Kardinal Rainer Maria Woelki
APA/AFP/Oliver Berg
Erzbischof Rainer Maria Woelki kommt im März zurück, erst dann sollen Auftragsvergaben im Bistum geprüft werden

Nicht betroffen von der Verzögerung ist die Überprüfung von Anwalts-und Beraterkosten im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung, für die die Erzdiözese rund 2,8 Millionen Euro aufwendete. Im Dezember war bekannt geworden, dass bei der Vergabe dieser Gelder zwei entscheidende Gremien – der Vermögensrat und das Domkapitel – möglicherweise nicht nach den Regeln des Kirchenrechts einbezogen worden waren. Der derzeitige Übergangsverwalter der Erzdiözese, Weihbischof Rolf Steinhäuser, beauftragte zwei Kirchenrechtler mit einer Überprüfung. Ihre bereits fertiggestellten Berichte sollen laut Erzdiözese dem Vatikan zur weiteren Begutachtung übergeben werden.

Prüfungen liegen auf Eis

Steinhäuser verständigte sich mit dem Vermögensrat und dem Domkapitel zudem darauf, weitere Auftragsvergaben aus den vergangenen zehn Jahren prüfen zu lassen. Dieser Schritt liegt nun auf Eis.

Die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen hat vor Monaten eine Vertrauenskrise in Köln ausgelöst. Woelki befindet sich seit Oktober in einer Auszeit. Papst Franziskus hatte nach einer Untersuchung erklärt, der Kardinal habe „große Fehler“ vor allem in der Kommunikation gemacht, aber keine Verbrechen vertuschen wollen. Bis zu Woelkis Rückkehr leitet Steinhäuser Deutschlands mitgliederstärkste Diözese als Apostolischer Administrator.