Orthodoxe

Bosnien: Erstmals holt Mädchen Kreuz aus Fluss

Am Tag der orthodoxen Wasserweihe hat in der bosnischen Stadt Mostar erstmals ein Mädchen das vom Priester ins Wasser geworfene Kreuz aus dem eisigen Fluss Neretva geholt.

Als einzige weibliche Teilnehmerin setzte sich die 16-jährige Sladjana Milicevic gegen rund zwei Dutzend kräftige junge Männer durch, die wie sie am Mittwoch im eisigen Wasser der Neretva nach dem Kreuz getaucht hatten.

„Mir ist kalt, aber ich fühle mich großartig“, sagte die Siegerin anschließend dem Nachrichtenportal klix.ba. Am 19. Jänner – das Datum entspricht dem 6. Jänner im orthodoxen julianischen Kalender – begehen die orthodoxen Gläubigen den Tag der Wasserweihe (Epiphanie). Damit erinnern sie an die Taufe von Jesus Christus durch Johannes den Täufer.

Tauchen traditionsgemäß Männersache

In weiten Teilen Südosteuropas ist an jenem Feiertag in orthodoxen Gemeinden das Tauchen nach dem Kreuz beliebt. Es findet im nächstgelegenen Gewässer statt. Der Priester wirft das Kreuz mit großem Schwung ins Wasser. Traditionsgemäß ist die Teilnahme an dem Brauch Männern vorbehalten – sie springen dem Kreuz nach. Wer es ergattert, darf es behalten.

Traditionelles Eistauchen um ein Kreuz im Kosovo, orthodoxes Epiphanias-Fest
APA/AFP/Armend Nimani
Traditionelles orthodoxes Eistauchen, hier im Kosovo

Im Jahr 2019 drehte die mazedonische Regisseurin Teona Strugar Mitevska den Spielfilm „Gott existiert, ihr Name ist Petrunja“. In der – fiktiven – Handlung, die in einer nordmazedonischen Kleinstadt spielt, springt eine junge Frau spontan ins Wasser und ergattert das Kreuz. Ihr Kampf dafür, die Reliquie behalten zu dürfen, führt zu Unruhen, Medienrummel und einer Staatskrise. Der Film gewann bei der Berlinale den Preis der Ökumenischen Jury.

„Keine rein männliche Veranstaltung“

In Mostar zeigte sich die serbisch-orthodoxe Kirchengemeinde toleranter. Die Siegerin hatte an dem Wetttauchen offiziell teilgenommen. „Ich hoffe, dass ihr Schritt andere Mädchen dazu ermutigt, sich uns anzuschließen“, zitierte klix.ba den Priester Branimir Borovcanin. „Es ist keine rein männliche Veranstaltung.“