Prozess

Vatikan verkaufte Skandalpalast in London

Der Palast in London, der im Mittelpunkt eines Prozesses im Vatikan steht, ist verkauft worden. Das teilte der Präfekt des Sekretariats für Wirtschaft, Juan Antonio Guerrero Alves, am Freitag mit.

In einem laufenden Prozess geht es um verlustreiche Investitionen des vatikanischen Staatssekretariats in die Londoner Luxusimmobilie. „Der Kaufvertrag ist unterzeichnet worden, wir haben zehn Prozent der Anzahlung erhalten und alles wird im Juni 2022 abgeschlossen sein“, so der Prälat gegenüber vatikanischen Medien, wie die APA am Freitag berichtete.

„Der Verlust aus dem mutmaßlichen Betrug, über den viel gesprochen wurde und der nun vor dem Gericht des Vatikans verhandelt wird, war bereits im vatikanischen Budget berücksichtigt worden. Das Gebäude wurde über dem Wert verkauft, den wir im Budget hatten und der von den spezialisierten Institutionen geschätzt wurde“, sagte Guerrero Alves den vatikanischen Medien.

Verkauf in Transparenz

Der Verkauf des Londoner Gebäudes sei in voller Transparenz und nach den neuen Regeln für vatikanische Verträge abgewickelt worden. „Wir haben einen Makler in London und eine Anwaltskanzlei beauftragt. Sechzehn Angebote gingen ein, vier wurden ausgewählt. Nach einer zweiten Runde wurde das beste Angebot ausgewählt“, so der Präfekt.

Gebäude in Chelsea, West London, im Besitz des Vatikans
APA/AFP/Daniel Leal
Das Gebäude in West London steht im Mittelpunkt eines Prozesses im Vatikan

Am 27. Juli begann im Vatikan der Strafprozess zum Finanzskandal im vatikanischen Staatssekretariat im Zusammenhang mit dem verlustreichen Kauf der Londoner Immobilie. Hauptangeklagter ist Kardinal Giovanni Angelo Becciu. Der 73-jährige Sarde saß als Substitut von 2011 bis 2018 an einer Schlüsselstelle im Staatssekretariat.

Zu Beginn der Finanzreform des Papstes war er Gegenspieler von Kardinal George Pell; 2018 versetzte ihn Papst Franziskus an die Spitze der Heiligsprechungskongregation. Im September 2020 entzog er ihm alle Ämter. Der Vorwurf an ihn lautet auf Veruntreuung und Amtsmissbrauch sowie Verleitung zur Falschaussage.

Pandemie belastet vatikanische Finanzen

Der Vatikan rechnet 2022 mit einem Defizit von 33,2 Millionen Euro. Das Gesamtbudget des Heiligen Stuhls hat ein Volumen von rund 800 Millionen Euro, berichtete Guerrero Alves im Interview mit dem Medienportal Vatican News. Im vergangenen Jahr betrug das Defizit 42,1 Millionen Euro.

Der Vatikan rechnet 2022 mit einer allmählichen Erholung der Wirtschaftstätigkeit, bei den Spenden wird jedoch mit keinem Wachstum gerechnet. Es wird erwartet, dass die Einnahmen durch den Peterspfennig bei 47,3 Millionen Euro stabil bleiben, berichtete der Heilige Stuhl am Freitag.

Mit mehr Professionalität, Transparenz und Kontrolle wolle die Kirche ihre Finanzprobleme angehen, erklärte Guerrero Alves. „Uns ist sehr wohl bewusst, dass wir große Fehler in der Finanzverwaltung gemacht haben, die die Glaubwürdigkeit des Heiligen Stuhls untergraben haben.“ Die Steigerung der Erträge aus Immobilien und die Zentralisierung von Finanzanlagen seien die Leitlinien für die Zukunft.