Burgenland

Gedenken an Roma-Attentatsopfer in Oberwart

Am Freitag wird der 27. Gedenktag an die Roma-Attentatsopfer in Oberwart im Burgenland begangen. Aus diesem Anlass lädt die Romapastoral der Diözese Eisenstadt am Sonntag in Oberwart bei der Gedenkstätte „Am Anger“ zum jährlichen Gedenken ein.

Das Attentat auf vier Angehörige der Volksgruppe der Roma 1995 gilt als eines der schlimmsten rassistischen Verbrechen der Zweiten Republik. Michael Wüger wird erstmals als Generalvikar der Diözese Eisenstadt beim Gedenken im „Zeichen der Erinnerung an die Opfer“ mitfeiern, berichtete Kathpress am Donnerstag.

Er betonte in einer Aussendung am Donnerstag, dass sich die Gedenkfeier „Amen gondolinas“ (14.30 Uhr) „klar gegen Unmenschlichkeit und Rassismus“ stelle. Einiges habe sich zum Besseren gewandelt. Doch es brauche weitere Maßnahmen, um innere Barrieren abzubauen.

Kunstprojekt der Romapastoral

Manuela Horvath, Leiterin der Romapastoral, zeigte sich erfreut darüber, „das Vertrauen und die Unterstützung unserer Diözese hinter uns zu wissen“. Im Zuge der Erinnerungsarbeit bindet die Romapastoral Teile der Bevölkerung gestalterisch ein. „Für die heurige Gedenkfeier haben wir in den Sommer- und Herbstferien einen Kunstkeramikkurs mit Kindern und Jugendlichen gemacht“, erzählte Horvath.

Roma-Attentat-Gedenken in Oberwart, Burgenland, 4. Februar 2020
APA/Christian Gmasz
Gedenkfeier in Oberwart, Burgenland, vom 4. Februar 2020

Dabei sind Windlichter entstanden, die bei der Gedenkfeier gesegnet und dann fixer Bestandteil der Gedenkstätte werden sollen. Durch dieses Kunstprojekt sei das Attentat thematisiert und Teile der bevorstehenden Gedenkfeier mit den jüngeren Generationen ausgearbeitet worden. Das künstlerische Projekt wurde durch finanzielle Mittel der Volksgruppenförderung des Bundeskanzleramtes sowie durch die Kulturförderung des Landes Burgenlandes unterstützt.

Ständige und lebendige Erinnerungskultur

Beim Attentat in Oberwart am 4. Februar 1995 wurden Peter Sarközi, Josef Simon, Karl und Erwin Horvath, vier Angehörige der Volksgruppe der Roma, durch eine als Stehschild getarnte Rohrbombe getötet. Beim Versuch, ein Schild mit der Aufschrift „Roma zurück nach Indien“ zu entfernen, explodierte die Sprengfalle. Dieses Attentat war Teil einer rassistisch und völkisch motivierten Anschlagserie, die Österreich von 1993 bis 1997 in Angst und Schrecken versetzte.

Die Erinnerung sei in Horvaths Arbeit und in der Volksgruppe „ständig präsent“, sagte sie. Im Büro der Romapastoral hänge etwa ein Bild der vier Todesopfer, sowie ein großes Transparent, das an die vier Todesopfer und alle Adressaten der Brief- und Rohrbombenserie erinnert.

Auch tätig in Holocaust-Gedenken

„Ebenso sind wir in der Gedenkarbeit für die Roma-Holocaustopfer tätig, unterstützen Gemeinden bei der Errichtung von Gedenk- und Erinnerungssteinen und nehmen an der Internationalen Gedenk- und Befreiungsfeier in Mauthausen teil“, erzählte Horvath weiter. Auf ihre Initiative hin wurden 2019 erstmals Teile des Mauthausen Schwurs auch auf Romanes verlesen.

„Auch wenn der Antiziganismus über die Jahrzehnte hinweg abgenommen hat, kommt es nach wie vor in allen Lebensbereichen – Schule, Arbeit, im öffentlichen Raum – immer wieder zu Vorfällen von Rassismus und Diskriminierung“, schilderte die Leiterin der Romapastoral. Dennoch sei aus ihrer Sicht auf alle Fälle eine Verbesserung zu erkennen.