Zwei Personen gehen an einem Gebäude der neureligiösen Shincheonji-Bewegung in Daegu, Südkorea vorbei
APA/AFP/Jung Yeon-Je
APA/AFP/Jung Yeon-Je
„Sekte“

Experte warnt vor Kampagne von Shincheonji

Der Experte für Weltanschauungs- und Sektenfragen der Erzdiözese Wien, Johannes Sinabell, warnt vor einer aktuellen Kampagne der koreanischen neureligiösen Bewegung Shincheonji Church of Jesus. Diese wirbt gezielt um Menschen im kirchlichen Dienst.

Die Bewegung trete aktuell wieder verstärkt an die Öffentlichkeit, etwa in Form einer für den 18. Februar anberaumten „Europäischen Pressekonferenz“, bei der über Online-Seminare und Angebote der Bewegung informiert werden soll und bei der auch Shincheonji-Gründer Lee Man-hee sprechen soll.

Die Bewegung werbe u.a. auch in katholischen Kreisen mit Bibelkursen, es handle sich jedoch um keine anerkannte katholische Bewegung und die Angebote seien auch nicht ungefährlich, wie Sinabell in einem Beitrag auf der Website der Erzdiözese Wien schreibt:

Fokus auf Menschen im kirchlichen Dienst

„Personen, welche die Organisation verlassen haben, erzählen, dass sie mit den anderen Teilnehmern der Bibelkurse keinen Kontakt haben und alles dem Zeitplan der Organisation unterordnen sollten. Im Zusammenhang mit dem Austritt aus der Gemeinschaft berichten einige von Angst, den Zorn Gottes auf sich zu ziehen und den ‚rechten Pfad‘ zu verlassen, dem Teufel in die Hände zu fallen.“

Lee Man-hee, Gründer der südkoreanischen neureligiösen bewegung „Shincheonji Church of Jesus“
APA/AFP
Shincheonji-Gründer Lee Man-hee

Bereits im vergangenen Herbst hätten ähnliche Aktivitäten und Angebote darauf abgezielt, hauptamtlich in Kirchen oder Freikirchen Tätige zu kontaktieren und zu „Pastoren- und Leiterschaftsseminaren“ einzuladen.

Nur durch ihn „richtige“ Bibelauslegung

Der Bewegungsgründer Lee Man-hee werde laut Sinabell zudem von seinen Anhängerinnen und Anhängern als „der verheißene Hirte der Endzeit“ und als „Bote, den Jesus gesandt hat“ bezeichnet und verehrt. Lee werde als von Gott selbst Gesandter „in einer Reihe mit Moses und Jesus gesehen“ und behaupte, dass er allein die Bibel „richtig“ auszulegen verstehe. Auf dieser Grundannahme fuße das umfangreiche Angebot an Kursen und Videos der Bewegung. „Christlichen Kirchen, bzw. Menschen, die ihn und seine Kirchengründung kritisieren, wird unterstellt, nicht an die Worte des Neuen Testaments zu glauben“, warnt Sinabell.

Für Aufsehen sorgten außerdem Berichte über Shincheonji rund um den Ausbruch der Coronavirus-Pandemie. Im August 2020 etwa war Gründer Lee Man-hee wegen Behinderung des Kampfs gegen Vovid-19 verhaftet worden. Die Bewegung stellte im Februar 2020 mit mehr als 5.000 Infektionsfällen das Zentrum des Infektionsausbruchs in Südkorea dar. Lee hält die Krankheit für nichts anderes als eine „Machenschaft des Teufels, um das Wachstum von Shincheonji zu stoppen“.