Synodaler Prozess

Synodaler Prozess: Theologe hält kontinentale Lösungen für möglich

Erfreut , dass der synodale Prozess in den letzten Monaten deutlich an Fahrt aufgenommen habe, zeigt sich der Kärntner Theologe Michael Kapeller. Er äußerte sich im Interview mit dem Kärntner „Sonntag“ zuversichtlich, dass nicht nur Papst und Kurie Entscheidungen treffen, sondern die Gesamtheit der Gläubigen einbezogen würden.

Und er verwies auch auf Stimmen, wonach es bei Fragen, für die es weltkirchlich noch kein klares Votum gibt und die die Einheit nicht gefährden, kontinentale Lösungen geben könnte. Kapeller ist geschäftsführender Leiter des Instituts für kirchliche Ämter und Dienste und hat kürzlich das Buch „Synodal leben“ veröffentlicht.

Vorbild in der Kirchengeschichte

Für regionale Lösungen gebe es ein Vorbild in der Kirchengeschichte, erläuterte Kapeller. So gab es ab dem sechsten Jahrhundert die sogenannte Pentarchie. Die Patriarchate von Rom, Konstantinopel, Antiochia, Alexandria und Jerusalem waren untereinander gleichrangig, Rom war darin ein „Primus inter pares“, ein Erster unter Gleichen.

Schon der frühe Joseph Ratzinger habe darin ein Modell auch für die Gegenwart gesehen. So könne es „eigenständige Entwicklungen von Regionen geben, ohne dass dies die Einheit der Kirche gefährdet“, erläuterte der Theologe.

Der Papst setze mit Synodalität jedenfalls auf ein zentrales Prinzip kirchlicher Wahrheitsfindung, wonach „die Gesamtheit der Glaubenden auf der Grundlage von Schrift und Tradition und geleitet vom Heiligen Geist nicht irren kann“. In diesem Sinne wolle er alle einbeziehen und dafür sorgen, dass alle Stimmen gehört werden. Reformen werde es dann geben, wenn sich in der Weltkirche durch das Votum der Glaubenden zeigt, dass Veränderungsbedarf bestehe, so Kapeller: „Wobei das nicht notwendig heißt, dass sich das ändert, was wir uns wünschen, dass sich ändern soll.“

Am Beispiel Wiederverheiratete

Der Theologe verwies auf den Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedenen. Hier habe Papst Franziskus nach einem breiten weltkirchlichen Beratungsprozess in seinem Schreiben „Amoris laetitia“ einen Weg aufgezeigt, der dies ermögliche. Hier habe es auch einen breiten Konsens gegeben. Anders verhalte es sich bei der Frage des Diakonats der Frau und des Frauenpriestertums.

Buchtipp:
Michael Kapeller: „Synodal leben. Anregungen und Impulse für das ‚gemeinsame Gehen‘“. Erhältlich im Behelfsdienst der Diözese Gurk-Klagenfurt.

Dass sich der Papst in der Frage der Zulassung von Frauen zu Weiheämtern nicht positiv geäußert hat, bedeute nicht, dass er dies ablehne. Vielmehr zeichne sich für ihn in dieser Frage noch nicht eindeutig der Glaubenssinn aller Glaubenden ab.

Für eine synodale Haltung sei zuerst das Zuhören wichtig, dann der offene und ehrliche Austausch und schließlich das gemeinsame Ringen um Entscheidungen und Lösungen. Wichtig sei, dass dies nicht wie im Parlament mittels Abstimmung erfolgt. Synodalität entfalte sich in einer geistlichen Haltung, im Hören auf den Heiligen Geist und setzt die Bereitschaft voraus, die Meinung des anderen, wie der Heilige Ignatius von Loyola dies formulierte, „zu retten“.