Missbrauch

Spanische Kirche beauftragt Missbrauchsgutachten

Die Spanische Bischofskonferenz hat eine Anwaltskanzlei mit einer unabhängigen Untersuchung über Fälle sexuellen Missbrauchs beauftragt. Damit reagieren die Bischöfe auf zunehmende Kritik, sich gegen eine unabhängige Aufklärung zu wehren.

Bischofskonferenz-Vorsitzender Kardinal Juan Jose Omella kündigte das Vorgehen am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Madrid an. Nach der Veröffentlichung von rund 945 Missbrauchsfällen durch eine Tageszeitung wuchs der Druck vor allem durch die Politik.

Mehrere Parteien strebten nach der bisherigen Ablehnung einer unabhängigen Untersuchung durch die Kirche die Einrichtung einer parlamentarischen Untersuchungskommission an. Die Regierung von Ministerpräsident Pedro Sanchez schlug eine Expertenkommission unter Leitung des Ombudsmanns vor.

18-köpfiges Team

Die Bischofskonferenz beauftragte nun eine Madrider Anwaltskanzlei mit einer „unabhängigen Klärung“ der Fälle. Damit folgt sie dem jüngsten Beispiel der deutschen Erzdiözese München und Freising, die bei der Kanzlei Westphal Spilker Wastl (WSW) ein Gutachten in Auftrag gegeben hatte.

Die spanische Anwaltskanzlei zählt bei ihren Untersuchungen auf die Beratung der deutschen Kanzlei. Sie soll auch mögliche Vertuschungen aufklären und eventuelle finanzielle Wiedergutmachungen für die Opfer erwägen. Ihre Ergebnisse sollen der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt werden. Das Untersuchungsteam besteht laut Ankündigung aus 18 Personen, neben Anwälten auch aus Experten wie etwa Psychologen. Die Untersuchung dürfte nach Schätzungen der Kanzlei zwölf bis 18 Monate dauern.

Kritik: „Schachzug der Kirche“

Missbrauchsopferverbände kritisierten die Beauftragung einer privaten Anwaltskanzlei als einen „Schachzug der Kirche“. Sie wolle verhindern, dass „keine anderen unabhängigen oder gar staatliche Untersuchungskommissionen entstehen“, sagte Fernando Garcia Salmones von der Vereinigung „Geraubte Kindheit“ der Zeitung „El Pais“. Der Bischofskonferenz-Vorsitzende Omella betonte, die Untersuchung solle „den Opfern helfen“ und nicht die Arbeit der staatlichen Institutionen „ersetzen“, sondern diese „ergänzen“.