Verfahren

Immobilien-Deal verursacht Vatikan 217 Mio. Euro Verlust

Der verlustreiche Immobilien-Deal in London, um den im Vatikan seit Monaten ein Prozess läuft, hat den vatikanischen Finanzen einen Verlust von 217 Millionen Euro verursacht.

Das sagte der vatikanische Staatsanwalt Alessandro Diddi am Montag bei der achten Gerichtsverhandlung in dem Verfahren mit Kardinal Angelo Becciu auf der Angeklagtenbank. Becciu war als einziger Angeklagter bei der Verhandlung am Montag anwesend.

Bei einer weiteren am Dienstag anberaumten Anhörung wird Gerichtspräsident Giuseppe Pignatone auf die Anträge der Verteidigung antworten. Eine Entscheidung wird erwartet, wie und ob der Prozess weiterläuft. Die Angeklagten machten geltend, dass die Vorladung nichtig sei, da mehrere wesentliche Dokumente dem Gericht nicht eingereicht worden seien. Die Rechte der Verteidigung seien „mit Füßen getreten“ worden.

Geld mutmaßlich unrechtmäßig verwendet

Das Verfahren zieht sich bereits seit Monaten hin, ohne wirklich begonnen zu haben. Auftakt war im Juli 2021. Seitdem bestimmen Anträge, die Überarbeitung von Dokumenten und lückenhafte Beweismittel den Rechtsstreit. Konkret geht es um eine verlustreiche Investition des Vatikans in eine Luxusimmobilie im Londoner Stadtteil Chelsea und die mutmaßlich unrechtmäßige Verwendung von Geldern dafür.

Gebäude in Chelsea, West London, im Besitz des Vatikans
APA/AFP/Daniel Leal
Eine Investition des Vatikans in eine Luxusimmobilie im Londoner Stadtteil Chelsea ist Gegenstand des Verfahrens

Involviert war das mächtige Staatssekretariat des Vatikans. Mittlerweile hat der Vatikan die Immobilie wieder verkauft. Dem Vorwurf zufolge sollen daran mehrere Personen mitverdient haben. Für den Millionen-Deal sollen außerdem Spendengelder der Gläubigen aus dem sogenannten Peterspfennig geflossen sein.

Erstmals Kardinal auf Anklagebank

In dem für Vatikan-Verhältnisse noch nie da gewesenen Prozess sitzt erstmals mit Giovanni Angelo Becciu auch ein Kardinal auf der Anklagebank. Er hatte in der fraglichen Zeit des Immobilien-Deals bis Mitte 2018 eine hohe Funktion im Staatssekretariat. Neben ihm reihen sich neun weitere Beschuldigte ein – etwa zwei Finanzmakler, eine Sicherheitsberaterin und frühere Bedienstete der vatikanischen Finanzaufsicht. Die Vorwürfe der Strafverfolgung lauten etwa auf Korruption, Amtsmissbrauch, Veruntreuung und Betrug.